Die für Claas wichtigen Landtechnikmärkte zeigen erst Ende 2010 wieder positive Tendenzen. Claas hat das Geschäftsjahr 2010 nach eigenen Angaben dazu genutzt, um sich mit zahlreichen neuen Produkten sowie verbesserten Strukturen und Prozessen auf profitables Wachstum vorzubereiten. Das Claas Geschäftsjahr 2010 (Bilanzstichtag 30. September) war von einem Umsatzrückgang infolge der globalen Wirtschafts- und Finanzkrise geprägt. Der Umsatz der Claas Gruppe betrug nach Unternehmensangaben 2,475 Mrd. € und reduzierte sich damit um 14,7 %. Claas konnte nach eigenen Angaben auf vielen Märkten seine Marktanteile nicht nur festigen, sondern noch ausbauen. In einem schwierigen Marktumfeld konnte ein Ergebnis vor Steuern, so Claas, von 77 Mio. € und damit eine Umsatzrendite von 3,1 % erzielt werden; es lag damit 31,3 % unter dem Vorjahr. Gleichzeitig wurde die Ergebnisqualität (Bruttoergebnisrendite) laut Claas verbessert. Das Unternehmen reduzierte nach eigenen Angaben sein Working Capital insgesamt deutlich und erzielte einen Free Cashflow von 215,8 Mio. €.
Die Landtechnikmärkte in Westeuropa waren rückläufig, obwohl sich die Einkommen der Landwirte und Lohnunternehmer in einigen Regionen stabilisieren konnten. Gleichzeitig ist ein Wandel in der Anbausituation zu beobachten. Die Nutzung der Flächen für Biomasse erhöhte sich erheblich. Die Maschinennachfrage verlagerte sich dadurch tendenziell zu Erntemaschinen für die Biomasse- und Biogasgewinnung. Das führte zu einer Nachfrageerhöhung bei Häckseltechnik, Großtraktoren für die Siloverdichtung und Teleskopladern.
Osteuropa und besonders Russland waren 2009 erheblich zurückgegangen, stabilisierten sich aber mittlerweile wieder auf niedrigem Niveau. Die unbefriedigende Einkommenssituation der landwirtschaftlichen Betriebe, die Zurückhaltung der Banken bei Kreditvergaben sowie die teilweise katastrophalen Wetterverhältnisse sorgten für eine nur langsame Markterholung. Dagegen kam es in Zentraleuropa zu deutlichen Rückgängen der Landtechnikmärkte.
In Nordamerika war eine weiterhin leicht positive Entwicklung zu beobachten. Die Ernteerträge waren durchweg gut und hielten die Einkommen der Landwirte und Lohnunternehmen auf einem hohen Niveau.
Die südamerikanischen Märkte verzeichneten sehr deutliche Zuwächse. Gründe waren zum einen positive Witterungsbedingungen, gute Ernten und deutlich gestiegene Preise für die Farmer. Zum anderen wirkten sich attraktive staatliche Förderprogramme für die Landwirtschaft positiv aus.
Die asiatischen Märkte waren weiterhin auf Wachstumskurs. In einigen Regionen Indiens hatte der kräftige Monsun-Niederschlag sehr günstige Auswirkungen auf die Landwirtschaft. Staatliche Hilfen für die Landwirtschaft sorgten darüber hinaus für eine positive Entwicklung.
Sowohl die Claas Fertigungstechnik als auch die Claas Industrietechnik konnten sich den schwierigen Marktentwicklungen nicht entziehen. Für die Fertigungstechnik bedeutete dies nach Unternehmensangaben einen Umsatzrückgang um 17,6 Mio. € bzw. 13,3 % auf 114,8 Mio. €. Ursachen dafür lagen einerseits in rückläufigen Auftragseingängen aus der Automobilindustrie, andererseits in temporären Projektverschiebungen bei Aufträgen aus dem Luftfahrt-Sektor. Dennoch konnte das Ergebnis laut Claas verbessert werden.
Die Industrietechnik ist der Systemlieferant für Antriebstechnik, Hydraulik und Elektronik innerhalb der Claas Gruppe. Das Unternehmen hatte infolge des Rückgangs auf dem Landtechnikmarkt ebenfalls eine Reduzierung des Umsatzes mit den Unternehmen des Claas Konzerns zu verzeichnen. Die externen Hauptkunden der Industrietechnik kommen aus den Bereichen der Land-, Baumaschinen- und Kommunaltechnik. Mit 25,6 Mio. € erzielte die Claas Industrietechnik GmbH nach Unternehmensangaben einen um 6,0 Mio. € geringeren Umsatz als im Vorjahr und reflektierte damit die Investitionszurückhaltung und Marktrückgänge der von ihr belieferten Industrien.
Mit einem Aufwand von 125,2 Mio. € für Forschung und Entwicklung hat Claas das hohe Niveau des Vorjahrs gehalten. Laut Claas ausdruck des hohen Entwicklungsniveaus und Zeichen für das moderne Produktangebot des Unternehmens war die Präsentation der dritten LEXION Mähdrescher-Generation sowie vieler weiterer Neuheiten aus anderen Produktbereichen.
Claas beschäftigte am Bilanzstichtag 30.09.2010 nach eigenen Angaben insgesamt 8.968 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Das sind 499 Mitarbeiter weniger als ein Jahr zuvor. Neben dieser moderaten Reduzierung der Beschäftigtenzahl wurden andere, flexible Mittel der Kapazitätsanpassung wie z.B. Kurzarbeit und Abbau von Zeitguthaben erfolgreich genutzt. Gleichzeitig schafft dies, so Claas, gute Voraussetzungen, auf die jetzt wieder wachsende Nachfrage nach moderner Landtechnik schnell zu reagieren.
Mit einem Ergebnis vor Ertragsteuern von 77,2 Mio. € und einer auf 35,7 % verbesserten Eigenkapitalquote hat Claas nach eigenen Angaben bewiesen, dass das Unternehmen auch unter schwierigen Marktbedingungen Kurs halten kann. Das erfolgreich umgesetzte Programm „Fitness 2010“ hat die erwarteten Einsparungen und Prozessverbesserungen laut Claas in vollem Umfang erbracht. Der hohe Free Cashflow von 215,8 Mio. € soll zudem die operative Finanzierungsbasis der Claas Gruppe stärken. Die Liquidität steigt laut Claas erstmals auf über 900 Mio. €.
Die Zeichen für das Geschäftsjahr 2011 stehen, so Claas, in der Landtechnik-Branche eindeutig auf Wachstum – nicht zuletzt in den für Claas wichtigen Märkten. Die Getreidepreise haben sich wieder erholt und sorgen für gute Einkommen in der Landwirtschaft. Die Branchenverbände prognostizieren eine deutliche Markterholung.
Die fast zweijährige schwierige Phase hat nichts an den nach wie vor vorhandenen Megatrends geändert: Bevölkerungswachstum und steigende Ernährungsansprüche der Weltbevölkerung, begrenzt vorhandene Anbauflächen und die zunehmende Nutzung von nachwachsenden Rohstoffen zur Erzeugung von Bioenergie. Diese Faktoren werden sich langfristig positiv auf die Nachfrage nach modernster Landtechnik auswirken.
Nach zwei Geschäftsjahren mit Absatzrückgängen zeigen sich auch für Claas nach Unternehmensangaben deutlich positive Entwicklungen: Erste Umsätze im neuen Geschäftsjahr zeigen ein Anziehen der Maschinenkäufe. Die bereits vorliegenden Auftragseingänge für die Ernte 2011 unterstreichen den spürbaren Aufwärtstrend. Ein weiterer Treiber sind die geringen Maschinenbestände im Handel.
Claas hat sich 2010 nach eigenen Angaben auf dieses Wachstum vorbereitet: Neben der Einführung vieler neuer Produkte, darunter die dritte Generation der LEXION Mähdrescher, wurden Strukturen verbessert und Prozesse optimiert. Auch bei den Kapazitätsplanungen in den Claas Werken ist dem erkennbaren Nachfragezuwachs Rechnung getragen worden. Claas sieht sich in dieser Aufschwungphase gut gerüstet für die Anforderungen der Zukunft.
Veröffentlicht von: Magdalena Esterer, Klaus Esterer