Mit der Einweihung der ENBAFERM Biogasanlage in Weihenstephan nimmt eine erste Demo-Anlage zur Erzeugung von hochwertigem Biogas aus Brauerei-Reststoffen ihren Betrieb auf. Die Anlage soll die Praxistauglichkeit einer energetischen Symbiose von Brauerei und Biogas-Anlage für Brauereien fast aller Größen beweisen.
„Das Brauen von Bier kann nicht nur umweltfreundlich gestaltet werden, sondern weitgehend ohne den Verbrauch fossiler Energieträger und klimaneutral erfolgen“, davon sind Gunther Pesta von ATRES engineering biogas und das Team der ARGE überzeugt. Durch die Zusammenführung des zum Patent angemeldeten Hydrolyseverfahrens von ATRES engineering biogas und des patentierten ENBAFERM Biogas Prozesses der österreichischen Anlagenbaufirma enbasys GmbH wurde die Fermentation von Brauerei-Reststoffen optimiert. Markus Grasmug, CTO enbasys GmbH: „Durch unsere neue ENBAFERM Technologiegeneration ist uns der Durchbruch in der Biogaserzeugung aus Brauereireststoffen gelungen. Die Bierproduktion benötigt 5 Liter Heizöl pro 100 Liter Bier. Der fossile Energieträger kann nun durch Biogas wirtschaftlich ersetzt werden.“
Die Biogas-Herstellung aus Biertrebern ist ein natürlicher Fermentationsprozess, der weitgehend selbstständig abläuft. Dieser natürliche Prozess kann sich freilich durch die jeweiligen Umgebungsbedingungen verschieden schnell entwickeln und recht unterschiedliche Resultate bei der Energieausbeute erbringen. Beispielsweise wird der Prozess durch ein heterogenes Ausgangsgemisch ungünstig beeinflusst, so dass er zu langsam oder instabil verläuft und eine zu geringe Energieausbeute zeigt. Es bedarf deshalb eines großen biochemischen und verfahrenstechnischen Wissens, den eigentlich „natürlich ablaufenden“ Prozess energetisch, und damit ökonomisch und ökologisch, zu optimieren.
Mit der ENBAFERM Containeranlage in der Staatsbrauerei Weihenstephan wurde eine „Schaubiogasanlage“ errichtet, mit der die biochemischen und verfahrenstechnischen Erkenntnisse in die Praxis umgesetzt werden. Der ENBAFERM „Bioreaktor“ ist eine Technologie des österreichischen Anlagenbauers enbasys GmbH aus Grambach bei Graz. Der Anlagenbau wird zukünftig gemeinsam mit der Kaspar Schulz Brauereimaschinenfabrik & Apparatebauanstalt KG in Bamberg und der ATRES engineering biogas in Weihenstephan umgesetzt. Die Staatsbrauerei stellt den Platz für die Anlage zur Verfügung und liefert die Rohstoffe. Die Prozesse in der Containeranlage sind vollständig automatisiert und werden messtechnisch genau überwacht. Die gesammelten Daten werden unmittelbar zur weiteren Optimierung der Prozesssteuerung verwendet. Der „Biogas-Reaktor“ in Weihenstephan hat den großen Vorteil, dass er aufgrund seiner kompakten Bauweise zu Demo-Zwecken auch an andere Standorte verlegt werden kann.
Die ARGE Trebervergärung will mit diesem optimierten Fermentationsverfahren die Leistungsfähigkeit nachweisen. Die Technologie kann laut ARGE ab sofort auf Anlagen ganz verschiedener Größenordnung übertragen werden. „Brauer wissen wie Vergärung funktioniert. Wir meinen was nass ist, sollte auch nass verarbeitet werden, um den Gesamten Aufwand zur energetischen Nutzung für Brauereien interessant zu machen. Die Jahrhunderte lange Brauanlagenerfahrung hilft uns sehr beim Bau der Biogasanlagen.“ So Jörg Binkert, Leiter F&E des Bamberger Traditionsunternehmens Kaspar Schulz. Das Konzept eignet sich dabei für Anlagen fast jeder Größe. So können von der enbasys GmbH nach eigenen Angaben Anlagen für Brauereien mit einem Jahresausstoß von 30 000 Hektolitern bis hin zu Brauereien mit einer Jahresproduktion von mehreren Millionen Hektolitern schlüsselfertig geliefert werden.
Veröffentlicht von: Magdalena Esterer, Klaus Esterer