Die WELtec BioPower GmbH aus Vechta, Niedersachsen, wird für das englische Unternehmen „Fernbrook Bio“ noch im Jahr 2010 eine 1-Megawatt-Biogasanlage mit integrierter Entpackungs und Separationsanlage sowie einem Schredder fertig stellen. Die Anlage, die zur Rothwell Lodge Farm in den East-Midlands gehört, wird 30.000 Tonnen Bioabfälle und die Gülle der zur Farm gehörenden Rinderherde verstromen. Zusätzlich werden in den zwei Fermentern mit je 3.000 Kubikmeter Größe Substrate der umliegenden Farmen (Schweinegülle, Flotatfette) eingebracht, um rund 2.000 Haushalte mit Strom und Wärme zu versorgen. Zwei Behälter mit je 3.400 Kubikmeter dienen als Gärrestlager. Eine Hygieniesierungs-Einheit erhitzt den Gärrest auf 70 Grad, sodass er als Dünger verwendet werden kann.
Das Biogaspotenzial in Großbritannien ist das zweithöchste Europas – nach Deutschland. Würde man die vorhandenen Quellen konsequent nutzen, könnten mittlerweile mehr als zwei Millionen Haushalte mittels AD, der „Anearobic Digestion“, mit grünem Strom aus britischen Fermenten versorgt werden. Doch langsam setzt sich der Trend zur anaeroben Vergärung bei den Briten durch. Einerseits, weil mit der „Biomass Strategy“ und der „Waste Strategy“ ein ganzes Bündel staatlicher Maßnahmen greift. Zum anderen spricht sich der gute Ruf der Energieanlagen-Technik „Made in Germany“ rum.
Bei der energetischen Nutzung von Biomasse setzen britische Investoren traditionell auf die Qualität deutscher Anlagenbauer. Die ausgreifte und effiziente Technik, wie sie von Herstellern wie der WELtec BioPower geplant und gebaut wird, ist daher auf der Insel seit den Anfängen des Biogasanlagenbaus mit von der Partie. Auch wegen der variablen Einspeisetarife fragen die kommunalen und industriellen Investoren hauptsächlich solide und erprobte Biogasanlagentechnik nach. Der Grund: Prozess-Sicherheit bedeutet Investitions-Sicherheit.
So konnte die WELtec BioPower GmbH aus dem niedersächsischen Vechta mit der Erfahrung von mehr als 200 gebauten Biogasanlagen die ersten Aufträge schon im Jahr 2005 auf der Insel abschließen und blickt mittlerweile auf eine stattliche Anlagenpopulation: Momentan sind in England, Schottland und Wales 1,5 Megawatt mit dem WELtec-Label installiert und weitere 3 Megawatt, die im Bau oder in der Planung sind, folgen.
Ausschlaggebend für die Investoren sind nach Firmenangaben der Ruf des Biogasanlagenherstellers und der hohe Eigenfertigungsanteil, auf den es beim Export besonders ankommt. Durch die Fertigungstiefe muss der zertifizierte Hersteller keine strategischen Teile und Materialien vor Ort zukaufen und kann eine standortunabhängige Qualitätsgarantie geben. Das schätzen die Importeure. Zusätzlich besitzen die von WELtec verwendeten Edelstahl-Fermenter eine 100-prozentige Resistenz gegenüber aggressiven Stoffen.
Die jüngsten drei Anlagenaufträge, die WELtec aus Wales, England und Schottland erhalten hat, setzen auf industrielle Lebensmittelabfälle als Substrat. Hier liegt das größte Energie-Potenzial, und es zeigt sich, dass mit der „Waste Strategy“ der richtige Anreiz weg von der Deponierung von Abfällen hin zur Verwertung geschaffen wurde. Das „Biogas Barometer“ von Eurobserver für das Jahr 2007 positioniert Großbritannien in Bezug auf das Biogaspotenzial mit 1,62 Millionen Öläquivalent (MTOE) auf Platz 2 hinter Deutschland (2,38 MTOE). Während in Deutschland jedoch das Potenzial zu über 70 Prozent aus landwirtschaftlichen Quellen stammte, entstanden auf der Insel knapp 90 Prozent des Rohstoffs auf Deponien.
Die Zahlen belegen auch den Handlungsdruck, denn Restmüll auf Halden ist die Ursache für die Entstehung des besonders klimaschädlichen Methangases. Der ungenutzte Abfall gehört zu den größten Methanquellen in Europa. Wenn Bioabfälle nicht mehr auf Deponien lagern würden, könnten sie erheblich zu dem von der Europäischen Kommission bis zum Jahr 2020 zugesagten Reduzierungsziel von 20 Prozent für die Emission klimaschädigender Gase beitragen.
Jens Albartus, der Geschäftsführer der WELtec Biopower GmbH weist noch auf einen anderen ökologischen Aspekt hin: „Der Kompost, der aus Bioabfällen erzeugt werden kann, ersetzt einen wachsenden Anteil des landwirtschaftlichen Düngers. Komposte und Gärreste liefern wertvollen Humus und verbessern auch das Wasserspeichervermögen von landwirtschaftlichen Nutzflächen. Dieser Aspekt war bis vor kurzem nur in südeuropäischen Ländern ein Argument, spielt aber auch in anderen Ländern zunehmend eine Rolle.“
Veröffentlicht von: Magdalena Esterer, Klaus Esterer