Anzeige:
 
Anzeige:

DLG: Sicherheit bei Gelenkwellenschutzeinrichtungen prüfen und erhalten

Info_Box

Artikel eingestellt am:
07.4.2017, 18:25

Quelle:
DLG e.V.
www.dlg.org

1 Bild zum Artikel:
Bildklick blendet Galerie ein.
Anzeige:
Anzeige:

„Schwerer Unfall auf Bauernhof“ – „Unfall beim Roden – Arm fast abgetrennt“ – „Skalpiert bei einem Unfall“, so oder so ähnlich lauten die Überschriften in der Presse, denn der Umgang mit Gelenkwellen kann zu schweren Unfällen führen. Die DLG weist in diesem Zusammenhang auf die hohe Bedeutung eines funktionstüchtigen Gelenkwellenschutzes hin.

Typischerweise sind es zunächst lose Kleidungsstücke oder lange Haare, die sich an freilaufenden Teilen einer Gelenkwelle verfangen und die Person letztlich in den Antrieb ziehen. Bereits in den 50er-Jahren wurden deshalb Vollschutzeinrichtungen für Gelenkwellen entwickelt und auf den Markt gebracht. Während der westdeutsche Marktführer Walterscheid 1953 die erste vollgeschützte Gelenkwelle auf den Markt brachte, wurde in der damaligen DDR mit dem Gelenkwellenschutz „System Köthen“ eine starre Rohrabdeckung mit großem Durchmesser entwickelt. Grund war hier, dass in der Gelenkwelle vieler Maschinen eine Rutschkupplung verbaut war. Obwohl dieses System als erstes dem § 8 der Arbeitsschutzanordnung 107 entsprach, wurde es nicht immer benutzt. Es war nicht mit der Gelenkwelle verbunden und recht umständlich zu bedienen. Erst ein vom VEB Meteorwerk Zella-Mehlis entwickelter Vollschutz entsprach in etwa der praktikablen Lösung, die auch heute noch – entsprechend verbessert – Verwendung findet. Übrigens: Bereits ab 1891 wurden die besten Schutzeinrichtungen über die beiden Wanderausstellungen in Königsberg und München von einem Sonderausschuss prämiert. Ab der DLG-Wanderausstellung im Jahre 1894 in Berlin hatte der Gründer Max Eyth festgelegt, dass keine Antriebe mehr offen laufen durften und somit den Arbeitsschutz entschieden vorangetrieben. Nicht nur die Hersteller von Gelenkwellen und -schutzeinrichtungen, sondern auch die Maschinen- und Gerätehersteller treiben seit Langem die Verbesserung ihrer Produkte voran. Die Entwicklungen beziehen sich auf die Haltbarkeit, die Zugänglichkeit der Schmierstellen, die Ablagemöglichkeit der Gelenkwelle im abgekuppelten Zustand am Gerät und die Bereitstellung eines ausreichenden Freiraumes im Schwenkbereich der Gelenkwelle in allen Betriebszuständen.

Trotz aller Verbesserungen und auch wenn die Unfallrate seit der verpflichtenden Einführung von Gelenkwellenschutzeinrichtungen deutlich zurückgegangen ist: Bei Zapfwellenunfällen sind auch heute noch schwere bis schwerste Verletzungen bis hin zu Todesfällen zu beklagen. Nach Angaben der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) in Kassel ereigneten sich im Jahr 2015 als letztem, statistisch abgeschlossenem Zeitraum 27 meldepflichtige Unfälle mit Gelenkwellen. Mit 22 Fällen waren Finger, Hände und Arme der am häufigsten betroffene Bereich. In neun Fällen ereigneten sich offene und geschlossene Knochenbrüche, weitere sieben Verletzungen waren geschlossene, blutige Verletzungen mit bleibenden Substanzschäden bis hin zur Zermalmung. Bei der Forschung nach den Unfallursachen sind es oft nicht eingehaltene Anforderungen an die Gelenkwellenschutzeinrichtung, in der Regel verursacht durch Beschädigungen.

Die Gelenkwelle wird bei jedem An- und Abkuppeln, aber auch während des Betriebes mechanisch besonders belastet, was eine sachgerechte Anordnung der Überlastkupplungen, Weitwinkelgelenke und Schutzvorrichtungen für einen störungsfreien Betrieb wichtig macht. Damit Unfälle mit Gelenkwellen vermieden werden können, müssen Anschlüsse, Gelenke und die Welle selbst allseitig gegen Zugriff geschützt sein. Konkret fordern die Sozialversicherungen folgende Mindestschutzeinrichtungen:

  • Schutzschild seitlich und über der Zapfwelle des Traktors (Masterschild gemäß ISO 500 oder gleichwertig).
  • Schutztrichter für das Gelenk traktorseits.
  • Schutzrohr zusammenschiebbar.
  • Schutztrichter für das Gelenk geräteseits.
  • Geräteschutztopf an der Maschine.
  • Rückhalteketten an der Gelenkwelle, die das Mitdrehen der Schutzrohre verhindern.
  • Aufhängekette oder Ablagevorrichtung an der Maschine, die als Halterung der Gelenkwelle bei Nichtgebrauch dient.

In der Maschinenrichtlinie, die übrigens in Europa Gesetzeswirkung hat, ist darüber hinaus festgeschrieben, dass für Gelenkwellenschutzeinrichtungen eine EG-Baumusterprüfung durchgeführt werden muss. Für die Hersteller bedeutet dies, dass sie ihre Schutzeinrichtungen vor der Markteinführung von einem externen, zugelassenen Prüflabor testen lassen müssen. Die internationalen Normen ISO 5674 und DIN EN 12965 legen fest, wie der Test auszusehen hat und welche Anforderungen hinsichtlich Haltbarkeit und Verschleiß gelten. Das DLG-Testzentrum führt diese Prüfungen seit langer Zeit auf eigens konzipierten Prüfständen durch. Neben dynamischen Testläufen von ca. 300 Stunden bei Raumtemperatur und einer Temperatur von 85 °C sowie Salzsprühtests werden statische und dynamische Zug- und Schlagprüfungen bei Raumtemperatur sowie bei -35 °C durchgeführt. Hier wurde mit dem PG-Schutz der Baureihe P kürzlich ein interessantes neues Vollschutzsystem des Gelenkwellenpioniers Walterscheid erfolgreich geprüft, das auch bei kleineren Leistungsklassen die Möglichkeit bietet, ohne Kette betrieben zu werden.

Für die Handhabung und Wartung von Gelenkwellen geben die Sozialversicherungen umfangreiche Tipps. So ist vor der Inbetriebnahme zu prüfen, ob Schutztrichter und Schutzrohre mit unterschiedlicher Abwinkelung nicht anstoßen. Die Rückhalteketten, die das Mitdrehen der Schutzrohre verhindern, sollten so eingehängt werden, dass eine ausreichende Bewegungsfreiheit der Gelenkwelle gewährleistet ist. Die Rückhaltekette an der Gelenkwelle darf übrigens nicht zu deren Aufhängen in Ruhestellung benutzt werden. Dies führt über kurz oder lang zur Beschädigung der Rückhaltekette oder deren Befestigungspunkt am Gelenkwellenschutz. Die abgekoppelte Gelenkwelle ist vielmehr in die vorgesehene Halterung zu legen, damit das Gelenk nicht verschmutzt und der Schutztrichter nicht beschädigt wird. Zu den wichtigsten Wartungsarbeiten – vom Austausch beschädigter Teile abgesehen – zählt bei den meisten Gelenkwellen das regelmäßige Abschmieren. Dabei müssen alle Schmierstellen mit dem vorgesehenen Schmiermittel nach den Anweisungen des Herstellers versorgt werden. Und auch wenn es manchmal nervt und der Schmiernippel trotz ausreichend großer Öffnungen im Schutz für das Kreuzgelenk schlecht zu erreichen ist: Die Schmieröffnung am Schutztrichter darf auf keinen Fall vergrößert werden. Ansonsten besteht eine deutlich erhöhte Verletzungsgefahr.

Qualitativ gute Gelenkwellen und Schutzvorrichtungen sind auf dem Markt verfügbar und haben, mit der nötigen Sorgfalt behandelt, eine lange Lebensdauer. Die richtige Wartung beinhaltet neben dem regelmäßigen Abschmieren der Gelenke auch das Abschmieren des Gelenkwellenschutzes. Die Instandsetzung einer beschädigten Gelenkwellenschutzvorrichtung muss umgehend erfolgen.

Für weitere Informationen zu Prüfungen von Gelenkwellenschutzeinrichtungen steht Thilo Keunecke vom DLG-Testzentrum Technik und Betriebsmittel unter 069/24788-644 beziehungsweise t.keunecke[at]DLG[punkt]org als Ansprechpartner zur Verfügung.

Veröffentlicht von:



Mehr über DLG e.V. auf landtechnikmagazin.de:

FarmRobotix feiert Premiere auf den DLG-Feldtagen 2024 [1.2.24]

Die DLG (Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft) präsentiert nach eigenen Angaben FarmRobotix erstmalig auf den DLG-Feldtagen 2024. FarmRobotix bietet laut DLG eine internationale Plattform für Landwirt*Innen und Expert*Innen, die an den neuesten Entwicklungen im Bereich [...]

Innovation Award Agritechnica 2023: Eine Goldmedaille und 17 Silbermedaillen für Neuheiten [29.9.23]

Nach vier Jahren findet vom 12. bis 18. November 2023 wieder eine Agritechnica auf dem Messegelände in Hannover statt. Diese Woche gab die Veranstalterin Deutsche Landwirtschaftsgesellschaft e.V. (DLG) die im Rahmen des Innovation Awards Agritechnica 2023 mit einer [...]

Autonome Systeme auf der Agritechnica 2023 [16.9.23]

Die autonome Feldarbeit ist keine Zukunftsvision mehr. Roboter halten, so die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft e.V. (DLG), zunehmend Einzug in die Praxis. Für einen breiteren Einsatz in der Landwirtschaft muss aber noch weitere Entwicklungsarbeit geleistet werden. [...]
Weitere interessante Landtechnik-Berichte:

Reiter präsentiert neue Bandschwader Respiro R6 rd und R7 rd [7.2.22]

Mit den neuen Respiro R6 rd und R7 rd stellt Reiter Bandschwader vor, die mit Traktoren mit Rückfahreinrichtung in Schubfahrt eingesetzt werden können — ein Überfahren des Futters wird so vermieden. Der neue Bandschwader Reiter Respiro R6 rd verfügt über eine [...]

EIMA 2022 in Bologna – ein kleiner Messerückblick [2.1.23]

Als vollen Erfolg bezeichnet der Veranstalter FederUnacoma die 45. Ausgabe der EIMA International, die vom 9. bis 13. November 2022 auf dem Messegelände in Bologna (Italien) stattfand. Mit 327.100 Besucher*Innen – davon 57.300 aus dem Ausland – fand die EIMA 2022 nicht [...]

McCormick erweitert X7.6 Traktoren mit X7.624 VT-Drive nach oben [25.10.20]

Die McCormick X7.6 Traktoren werden durch den X7.624 VT-Drive ergänzt, wodurch die Baureihe jetzt vier Modelle im Nennleistungsbereich von 175 bis 219 PS umfasst. Zusammen mit dem neuen X7.624 VT-Drive stellt McCormick Neuerungen bei der Bedienung und am Design der [...]

Neu: Kotte-Gülletechnik mit GFK-Behälter [31.3.14]

Auf ihrer Frühjahrsausstellung 2014 zeigte die Firma Kotte erstmalig einen neuen Behälter aus glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK) für ihre Gülletankwagen. Zukünftig hat der Kunde bei den Garant-Güllefässern die Qual der Wahl: Stahl, Edelstahl oder [...]

Krone präsentiert Vielmesser-Schneidwerk VariCut [20.7.16]

Das für die Großpackenpressen Krone BiG Pack 1270 VC und Krone BiG Pack 1290 HDP VC neu vorgestellte VariCut Schneidwerk mit 51 Messern in sechs Gruppen zeichnet sich vor allem durch seine Vielseitigkeit aus. Der neu verbaute Vierstern-Rotor soll den Durchsatz erhöhen, [...]

Neue Krone EasyCut F 280 Highland und EasyCut F 320 Highland Frontmähwerke für den Hangeinsatz [19.7.20]

Krone lanciert mit den neuen Modellen EasyCut F 280 Highland und EasyCut F 320 Highland zwei für den Einsatz in alpinen Hanglagen entwickelte Front-Scheibenmähwerke mit nach Herstellerangaben 2,73 m respektive 3,16 m Arbeitsbreite. Die beiden Frontmähwerke sind Teil [...]