Anzeige:
 
Anzeige:

Fast vergessen: Schlüter Traktoren mit Luftkühlung

Info_Box

Artikel eingestellt am:
20.8.2017, 7:24

Quelle:
ltm-KE

8 Bilder zum Artikel:
Bildklick blendet Galerie ein.
Anzeige:
Anzeige:

Den Namen Schlüter verbinden wohl die meisten unwillkürlich mit leistungsstarken Großtraktoren – auch wenn Super, Super Trac, Profi Trac und Co. teilweise das Prototypen-Stadium nicht verließen. Weitgehend unbekannt sind jedoch die in durchaus beachtlichen Stückzahlen in Freising produzierten Kleinschlepper. Mit ihren luftgekühlten Motoren waren sie Exoten im Schlüter-Programm und sind schon alleine deshalb einen Blick wert.

1948 hatte Eicher den ersten Traktor mit luftgekühltem Dieselmotor auf den Markt gebracht. Wenig später folgten Deutz, Allgaier und weitere Hersteller, die ihr Traktoren-Programm ganz oder teilweise auf Luftkühlung umstellten. Der geringere Anspruch an die Wartung durch den Wegfall der Wasserkühlung wurde von vielen Käufern als großer Vorzug der Luftkühlung angesehen. Einige Hersteller boten deshalb sogar Traktoren mit Wasser- und Luftkühlung parallel an, um den Anhängern beider Kühlsysteme entgegen zu kommen. Hinzu kam, dass die Luftkühlung insbesondere bei kleinen, meist einzylindrigen Traktoren mit Motorleistungen um 15 PS einen ihrer Vorteile – das geringere Gewicht – voll ausspielen konnte, so dass sie sich besonders in dieser Leistungsklasse zunehmender Beliebtheit erfreute. Die Tatsache, dass Traktoren der unteren PS-Klasse in jenen Jahren in großen Stückzahlen nachgefragt wurden – schließlich ermöglichten sie auch kleineren landwirtschaftlichen Betrieben den Einstieg in die Mechanisierung respektive Motorisierung –, dürfte mit ein Grund dafür gewesen sein, dass in der zweiten Hälfte der 1950er Jahre etwa 60 % aller angebotenen Traktoren mit luftgekühltem Motor ausgestattet waren.

Auch Schlüter wollte im Geschäft mit den Kleintraktoren mitmischen und entwickelte zur Programmerweiterung nach unten nicht nur entsprechende Traktoren, sondern kurzerhand auch gleich die passenden Motoren, die, dem damaligen Trend folgend, natürlich mit einer Luftkühlung versehen waren. Bei den 1956 vorgestellten und 1957 auf den Markt gebrachten luftgekühlten Schlüter-Motoren der Baureihe ASML handelte es sich, abgesehen vom Kurbeltrieb, den sie sich mit den wassergekühlten Pendants teilten, um eine komplette Neukonstruktion. So befanden sich Anlasser, Luftfilter und Kurbelgehäusedeckel auf der rechten, Nockenwelle und Einspritzpumpe hingegen auf der linken Motorseite, so dass die ASML-Baureihe quasi spiegelverkehrt aufgebaut war wie die Schlüter ASM-Motoren mit Wasserkühlung. Zudem verfügten die Schlüter-Motoren mit Luftkühlung bereits von Beginn an über eine Direkteinspritzung, die bei der Baureihe ASM erst im Folgejahr eingeführt wurde und dort das bis dahin für Schlüter-Motoren charakteristische Schwenkkammer-Verfahren ersetzte. Die Kühlung der ASML-Motoren erfolgte – ähnlich wie bei Eicher und einigen Hatz-Motoren – über ein in Fahrtrichtung rechts angeordnetes und mittels Keilriemen angetriebenes Radialgebläse. Allenthalben kursierende Geschichten über nachträglich auf Eicher-Motor umgerüstete Schlüter Schlepper haben möglicherweise ihren Ursprung in der konstruktiven und auf den ersten Blick optischen Ähnlichkeit der luftgekühlten Schlüter- und Eicher-Motoren.
Die Motoren-Serie ASML sah zunächst drei Baumuster vor: den ASML 130 mit 13 PS, den ASML 160 mit 16 PS sowie den ASML 180 mit 18 PS (jeweils Leistung bei 1.500 U/min Nenndrehzahl nach DIN). Bei allen drei Typen handelte es sich um Einzylinder-Viertakt-Motoren, jedoch mit unterschiedlich großem Hubraum. So verfügte der ASML 130 über 1.256 cm³, der ASML 160 über 1.506 cm³ und der ASML 180 über 1.610 cm³ Hubraum. Lediglich der ASML 130 und der ASML 160 wurden in Serie produziert und kamen ab 1957 in Schlüter Schleppern zum Einsatz. Dafür wurde 1958 die Leistung des ASML 130 bei unverändertem Hubraum geringfügig auf 14 PS erhöht und die Typenbezeichnung in ASML 140 abgeändert. Eine weitere Leistungssteigerung auf 15 PS führte bei diesem Motor schließlich zur Typenbezeichnung ASML 150. Umgekehrt erfolgte, bei ebenfalls unverändertem Hubraum, 1959 eine Reduzierung der Leistung des ASML 160 auf 15 PS, was zu einem neuen Motor führte, der ebenfalls die Typenbezeichnung ASML 150 trug. Anfang der 1960er Jahre soll es bei Schlüter Pläne für die Entwicklung einer neuen Baureihe luftgekühlter Motoren mit ein bis vier Zylindern gegeben haben. Vermutlich weil Schlüter zu diesem Zeitpunkt schon begann, sich auf Schlepper der mittleren und oberen Leistungsklasse zu konzentrieren und zudem gerade eine neue Baureihe wassergekühlter Motoren entwickelt hatte, wurde dieses Vorhaben allerdings nicht verwirklicht.

Sämtliche Motoren der Baureihe ASML wurden spezifisch für entsprechende Schlüter Traktoren entwickelt. Demzufolge wurden 1956 die Schlepper ASL 130 mit dem Motor ASML 130, ASL 160 mit dem Motor ASML 160 sowie ASL 180 mit dem Motor ASML 180 angekündigt. Wie schon bei den Motoren erwähnt, wurden allerdings nur der ASL 130 und der ASL 160 ab 1957 in Serie produziert, während der ASL 180 zwar mit Prospekten beworben wurde, jedoch nie auf den Markt kam. Der ASL 130 war der kleinste jemals bei Schlüter gebaute Schlepper und stellte somit tatsächlich eine Programmerweiterung der Freisinger nach unten dar. Zum ASL 160 gab es hingegen mit dem AS 160 ein Schwestermodell, dessen wassergekühlter Einzylinder-Motor ebenfalls 16 PS leistete. Abgesehen von der bereits erwähnten Direkteinspritzung hielt mit den lufgekühlten Modellen ein neues Design in Form einer rundlicheren, einteiligen Motorhaube Einzug bei den Schlüter Traktoren; erst mit einem Jahr Verspätung wurde diese Neuerung auch bei den Schleppern mit Wasserkühlung umgesetzt.
Der ASL 130 war serienmäßig mit einem ZF-Getriebe vom Typ A 5/6 ausgerüstet. Dieses Triebwerk bot sechs Vorwärtsgänge und einen Rückwärtsgang sowie eine Getriebezapfwelle mit etwa 540 U/min Drehzahl. Der erste Gang war beim ZF A 5/6 als Kriechgang ausgebildet. Auf Wunsch konnte der Schlüter ASL 130 auch mit dem ZF 5/5 Getriebe bestellt werden, bei dem der Kriechgang fehlte, so dass sich fünf Vorwärtsgänge und ein Rückwärtsgang ergaben, dafür aber zusätzlich zur 540er-Zapfwelle eine Wegzapfwelle vorhanden war.
Beim Getriebe im ASL 160 setzte Schlüter in Serienausstattung auf das G 85 B des Herstellers Hurth. Auf Wunsch war alternativ das Hurth G 85 A verfügbar, bei dem durch Verdrehen der Portal-Halbachsen ein Höhenausgleich bei Verwendung größerer Reifen auf der Hinterachse möglich war. Beide Getriebeausführungen verfügten über fünf Vorwärtsgänge und einen Rückwärtsgang, eine Getriebezapfwelle mit einer Drehzahl von annähernd 540 U/min sowie eine Wegzapfwelle. Als Wahlausrüstung stand für beide Varianten dieses Getriebes ein zusätzlicher Kriechgang zur Verfügung.
Wie zu jener Zeit üblich, zählte auch bei den Schlüter Traktoren ASL 130 und ASL 160 eine Hydraulik nebst 3-Punkt-Heckkraftheber zu den kostenplichtigen Sonderausstattungen. Das galt übrigens auch für den elektrischen Anlasser – obwohl die Schlepper grundsätzlich serienmäßig mit 12-V-Elektrik inklusive Batterie ausgerüstet waren. Weitere Zusatzausstattungen waren unter anderem ein Seitenmähwerk sowie ein Verdeck von Fritzmeier.

Bereits im Sommer 1958 präsentierte Schlüter mit dem neuen ASL 141 den Nachfolger des ASL 130. Abgesehen von einem etwas längeren Radstand, unterschied sich der ASL 141 von seinem Vorgänger durch den Motor vom Typ ASLM 140 und dessen minimal höherer Motorleistung von 14 PS. Nach nur neuen Monaten Bauzeit mutierte der ansonsten unveränderte ASL 141 durch Einbau des 15 PS starken Motors ASML 150 (Variante mit 1.256 cm³ Hubraum) zum ASL 151. Sowohl zum ASL 141 als auch zum ASL 151 gab es im Schlüter-Programm wassergekühlte Alternativen in Form des AS 141 respektive AS 151.
Ende 1958 wurde auch die Typenbezeichnung des ASL 160 an das neue Schlüter-Schema angepasst, so dass dieser Traktor fortan als ASL 161 vermarktet wurde. Vom ASL 160 unterschied sich der ASL 161 durch die jetzt serienmäßige Verwendung des Hurth Getriebes G 85 A und den damit einhergehenden geringfügig längeren Radstand; das Hurth G 85 B wurde für den ASL 161 auch nicht als Option angeboten.

In relativ kurzen Zeitabständen änderte Schlüter in den 1950er und 1960er Jahren die Typenbezeichnungen seiner Traktoren – teilweise auch ohne nennenswerte Änderungen an den Modellen durchgeführt zu haben. So wurde auch beim ASL 151 im Frühjahr die Typenbezeichnung entsprechend der neuen Nomenklatur auf SL 15 abgeändert, wobei der Schlepper zunächst praktisch unverändert – von kleineren Retuschen an der Karosserie abgesehen – lediglich mit neuem Namen versehen weiterproduziert wurde. Mit Einführung des SL 15 entfiel der ASL 161 ersatzlos aus dem Programm, so dass das 15-PS-Modell der einzig verbliebene Traktor mit Luftkühlung im Schlüter-Sortiment war. Dass der SL 15 nicht mehr eigenständig beworben wurde, sondern in einem gemeinsamen Prospekt mit seinem Schwestermodell mit Wasserkühlung, dem S 15, kann möglicherweise als Zeichen gewertet werden, dass sich Schlüter langsam aber sicher von den luftgekühlten Motoren verabschieden wollte. Nachdem der SL 15 ab März 1960 auch mit dem größeren ASML 150 Motor mit 1.506 cm³ Hubraum angeboten wurde, folgte schließlich im Mai 1960 als letzte Evolutionsstufe die Umstellung auf den Motor des Typs ASML 160, so dass der SL 15 eine Leistung von 16 PS vorweisen konnte.

Anfang 1962 stellte Schlüter die Produktion des SL 15 ein – zeitgleich mit der des wassergekühlten S 15. Zu dieser Zeit vollzog Schlüter endgültig den Schritt hin zu leistungsstärkeren Traktoren. Zudem erfolgte im Laufe des Jahres 1962 eine radikale Umstellung des Schlüter-Programmes in Form der damals eingeführten Halbrahmenbauweise und der neuen wassergekühlten, kurzhubigeren Motoren. Nachdem die Entwicklung neuer luftgekühlter Motoren wie oben beschrieben unterblieben war, hätte der SL 15 – oder ein entsprechender Nachfolger – nicht mehr so recht in die Zeit und in das Schlüter Traktoren-Sortiment gepasst. Zumal in den 1960er Jahren auch die Nachfrage nach Kleinschleppern zu sinken begann. So endete mit Auslaufen des SL 15 nach nur knapp fünf Jahren bei Schlüter die Ära der luftgekühlten Motoren respektive Traktoren. Erfolgreich waren Schlüters luftgekühlte Kleinschlepper dennoch: Alle Modelle zusammen genommen verließen in dem relativ kurzen Zeitraum immerhin 1.472 Schlüter Traktoren mit luftgekühltem Motor die Werkshallen in Freising, wobei alleine auf den ASL 130 als erfolgreichstes luftgekühltes Modell 650 Einheiten entfielen.

Autor:

Dieser Artikel gefällt Dir? Dann unterstütze unsere Arbeit doch über die > Kaffeekasse!



Weitere interessante Landtechnik-Berichte:

Vicon beschleunigt Rundballenwickler BW 2100 C und BW 2600 C [14.7.16]

Das neue OptiSpeed-System, das für die Rundballenwickler Vicon BW 2100 C und BW 2600 C präsentiert wird, überwacht den Drehtisch konstant und ermöglicht so höhere Rotationsgeschwindigkeiten des Ballens. Der ebenfalls neue Doppelfolien-Vorstrecker DuoWrap soll die [...]

Steyr stellt 6250, 6270 und 6300 TERRUS CVT mit Stufe-V-Motoren vor [20.11.18]

Die aus den Modellen 6250 TERRUS CVT, 6270 TERRUS CVT und 6300 TERRUS CVT bestehende Steyr TERRUS CVT Baureihe erhält Motoren, die der neuen Abgasnorm der EU Stufe V entsprechen. Neben der saubereren Motoren stellt Steyr außerdem S-Turn II, Steyr S-Brake und [...]

Annaburger erweitert Universalstreuer-Programm mit neuem HTS 18.04 nach unten [1.1.17]

Der neue HTS 18.04 mit 18 t zulässigem Gesamtgewicht und nach Herstellerangaben 14,1 m³ Ladevolumen erweitert die Annaburger Universalstreuer-Familie nach unten. Dank eines Umrüstsatzes eignet sich der Annaburger HTS 18.04 Tandem-Universalstreuer nicht nur zum Streuen [...]

Krone erweitert AX Ladewagen um Häckselaufbau [31.3.17]

Mit der Einführung eines neuen Häckselaufbaus verwandelt Krone seine Baureihe der AX Ladewagen in echte Doppelzweckwagen, wie sie gerade beim überbetrieblichen Einsatz beliebt sind. Neben des neuen Aufbaus zeigt Krone ein neues Design und einige Detailverbesserungen. [...]