Zu den Vorteilen von Tiefstreuställen zählt zweifelsohne, dass die Rinder ungehindert abliegen und aufstehen können. Die komfortable Liegefläche dient gleichzeitig als trittsichere Lauffläche. So können Verletzungen des Bewegungsapparats vermieden werden. Aber auch für Tiere, denen das Aufstehen und Abliegen aufgrund von Verletzungen oder kurz vor oder nach dem Abkalben schwer fällt, sind Tiefstreuställe eine Alternative. Nicht von ungefähr nutzen viele Milchviehbetriebe Tiefstreuställe u.a. als Abkalbe- oder Krankenbereiche.
Diesen Vorteilen stehen aber auch arbeitswirtschaftliche Nachteile gegenüber. Stroh kostet Geld, und seien es nur die Maschinen- und Personalkosten für das Einbringen des eigenen Getreidestrohs. Mit Tiefeinstreu steigt der Strohbedarf im Betrieb und für das Einstreuen und Verteilen des Strohs sind ebenfalls entsprechende Personalkosten zu kalkulieren.
Reduziert man die Einstreumenge und -häufigkeit unter ein verträgliches Maß, steigt der Verschmutzungsgrad der Tiere schnell deutlich an. Außer dass Verschmutzungen im Bereich des Euters zum Melken wieder entfernt werden müssen, können diese auch die Eutergesundheit beeinträchtigen, indem Zellzahlen und Mastitisprobleme deutlich ansteigen.
Bereits seit den frühen Jahren der Mechanisierung auch der Stallhaltung ist bekannt, dass Stroh umso mehr Feuchtigkeit aufnehmen kann, je kürzer es ist. Nutzt man entsprechend zerkleinertes Stroh, beseitigt händisch nasses und kotbelastetes Stroh und richtet das Liegebett wieder her, kann man leicht 15 bis 20 % der Strohmenge einsparen. Zur Mechanisierung des Einstreuens sind mehrere Varianten denkbar, wobei sich am Futtermischwagen angebaute Strohgebläse bewährt haben. Vertikalmischer sind in der Lage, ganze Rund- oder Quaderstrohballen in kurzer Zeit aufzulösen und – je nach Mischzeit – auch entsprechend zu verkleinern. Wird feines Stroh z.B. als Liegeboxeneinstreu oder für Geflügelställe benötigt, lässt man den Mischwagen etwas länger laufen. Längeres Stroh für Laufställe kann man direkt austragen. Die Kosten für einfache Strohgebläse zum Dreipunktanbau als mögliche Alternative entsprechen in etwa denen der am Vertikalmischer angebauten Gebläse. Allerdings können diese Geräte nur zum Einstreuen verwendet werden und sind demzufolge nur gering ausgelastet. Dass man ggf. für jeden Einstreuvorgang umspannen muss, steht noch auf einem ganz anderen Blatt.
Das hier geprüfte BvL van Lengerich Strohgebläse V-Comfort Turbo ist ein Strohgebläse zum Anbau an gezogene Futtermischwagen der V-MIX-Serie dieses Herstellers. Es wird zur Strohverteilung in Tiefmistställen eingesetzt. Das mechanisch angetriebene Strohgebläse ist an der Vorderseite des Futtermischwagens angebracht und kann nach beiden Seiten auswerfen. Alternativ kann es auch im Heck angebracht werden. Zur Reduzierung von Staub kann der Futtermischwagen optional mit einer Befeuchtungsdüse ausgestattet werden. Im Test war das Strohgebläse an einem gezogenen Futtermischwagen V-Mix Plus 20-2S mit zwei Mischschnecken angebaut. In der Prüfung wurden die Durchsatzleistung über die Wiegeeinrichtung des Futtermischwagens sowie der Leistungsbedarf mittels einer Drehmomentmessnabe an der Zapfwelle gemessen. Des Weiteren wurde die maximale Wurfweite und die Strohverteilung über Auffangbehälter bestimmt.
In der Prüfung konnte mit dem BvL-Gebläse eine maximale Wurfweite von 30 m erreicht werden. Die Strohverteilung bei Verwendung von Gerstenstroh (92,4 % TM) bei maximaler Wurfweite und bei 15 m Wurfweite beurteilten die DLG-Experten als gut, sie ist jedoch abhängig von der Art des Strohs, der Strohballenform und der Auflöse- bzw. Mischzeit des Futtermischwagens. Bei einem mit zwei Quaderballen Gerstenstroh von zusammen 740 kg vollgefüllten Futtermischwagen erreichte das Gebläse nach einer Auflöse-Mischzeit von drei Minuten eine Durchsatzleistung von maximal 318 kg pro Minute. Der Leistungsbedarf bei 540 U/min betrug bei leerem Futtermischwagen im Mittel 3,8 kW, mit zugeschaltetem Strohgebläse 11,2 kW. Während des Auflösens und Verteilens von 740 kg Stroh betrug der Leistungsbedarf im Mittel 53,1 kW. Der berechnete spezifische Leistungsbedarf beim Auflösen und Streuen von Stroh (92,4 % TM) ist mit 10,9 kW*s/kg gering.
Fazit: Das geprüfte BvL-Strohgebläse V-Comfort Turbo hat die Anforderungen des Prüfrahmens hinsichtlich der untersuchten Kriterien erfüllt und erhält ein Prüfzeichen DLG-ANERKANNT in den Einzelkriterien Strohverteilung, Durchsatzleistung und Leistungsbedarf. Die detaillierten Prüfergebnisse enthält der entsprechende DLG-Prüfbericht mit der Nummer 6414, der unter www.dlg.org/neue_testberichte.html zum kostenfreien Download zur Verfügung steht.
Veröffentlicht von: Magdalena Esterer, Klaus Esterer