Wie Claas mitteilt, wurde die im Projekt WILDRETTER erprobte Infrarottechnik weiterentwickelt und findet in einem drohnengeführten Kamerasystem Verwendung, das ein schlagkräftiges und teilautomatisiertes Scannen von Grünflächen rund um die Uhr ermöglicht.
Claas erklärt, dass mit Beginn der Futtererntesaison das Thema Wildrettung wieder verstärkt in den Fokus rücke und die in diesem Zusammenhang möglichen Schutzmaßnahmen nicht nur aufgrund des öffentlichen Drucks, sondern vor allem auch aus begründetem Eigeninteresse der Landwirt*Innen immer breiter angewendet werden. Denn einerseits führt das Vermähen von Kitzen nicht selten zu psychischen Belastungen, andererseits kann es beim unbemerkten Vermähen zu Eintragungen ins Futter und infolgedessen zu Botulismus nach der Verfütterung kommen.
Für die Wildrettung bieten sich Claas zufolge verschiedene Möglichkeiten an – beginnend bei der Beratung durch den/die zuständige*n Jäger*In, der Begehung der Flächen durch Jäger*In und Jagdhund über Vergrämungsmaßnahmen mit akustischen Signalgebern oder Geruchsstoffen bis hin zu thermischen oder optischen Scannern an Drohnen oder an den Mähwerken selbst. Werde direkt beim Mähen gescannt, so sei dies jedoch nur bei niedrigen Fahrgeschwindigkeiten möglich, damit noch ausreichend Zeit zum Anhalten bleibt. Zudem sei stets die höchste Aufmerksamkeit und schnelles Reagieren gefordert.
Das eingangs erwähnte drohnengeführte Kamerasystem ist ein Set von thermal DRONES, das eine DJI Mavic 2 Enterprise Advanced Drohne mit hochauflösender Kamera für die digitale Bilderstellung sowie eine Auswertungssoftware für mobile Endgeräte umfasst. Auf Wunsch können auch Sonderanfertigungen mit ausschließlich auf die Wildrettung ausgelegten Drohnen geliefert werden. Bei einer Überflughöhe von etwa 50 m können nach Unternehmensangaben pro Stunde 20 bis 30 ha sicher gescannt werden. Dank der automatisierten Auswertung mit in mehrjährigen Versuchen erarbeiteten Algorithmen und der weitest gehenden Unabhängigkeit von Sonneneinstrahlung und Außentemperatur lässt sich die Technik Claas zufolge nahezu den ganzen Tag über einsetzen, da Kitze von sonstigen thermischen Quellen wie Maulwurfshügeln dank spezieller Bildoptimierungsalgorithmen unterschieden werden können. Erfasste Rehkitze werden mit GPS Koordinaten versehen und können so anschließend entnommen und umgesetzt werden.
Erste Prototypen des neuen Kamerasystems wurden laut Claas 2019 und 2020 erfolgreich in der Praxis erprobt. Dabei konnte jede Drohne im Schnitt etwa 50 Rehkitze lokalisieren, die daraufhin erfolgreich gerettet wurden. Damit sei die Technik derzeit die effektivste am Markt.
Claas erläutert, dass die drohnenbasierte Technik vor allem für Maschinenringe, Maschinengemeinschaften, Lohnunternehmen, Großbetriebe sowie anderweitige landwirtschaftliche Dienstleistende und Beratungsunternehmen lohnenswert sei. Dort wo kleinere Betriebsgrößen vorherrschen, sollte die gemeinsame Anschaffung durch mehrere Betriebe in Erwägung gezogen werden. Die thermalDRONES Technik ist Claas zufolge in Deutschland für gemeinnützige Vereine förderfähig. Informationen dazu finden sich auf https://www.ble.de/DE/Projektfoerderung/Foerderungen-Auftraege/Rehkitz/Rettung_node.html
Auch bei kontrollierten und geräumten Wiesen empfiehlt Claas, die Mähstrategie anzupassen und dadurch weiteren Wildtierarten sichere Fluchtwege zu ermöglichen. Als praktikabelste Strategie hat sich dabei die Teilung von Flächen mit Anschnitt in der Mitte und dem Arbeiten hin zu den Flächengrenzen erwiesen. Sollte die Fläche an einer vielbefahrenen Straße liegen, so sollte von der Straße beginnend in die Fläche hinein gemäht werden. Zudem hat es sich als hilfreich erwiesen, die Flächen am Vorabend anzumähen, Dadurch wird der Lebensraum so verändert, dass der Fluchtinstinkt bereits angeregt wird und Muttertiere ihre Kitze in vielen Fällen aus der Fläche führen. Dafür sollten angrenzend ausreichend geschützte Ablagemöglichkeiten für die Kitze zur Verfügung stehen.
Veröffentlicht von: Magdalena Esterer, Klaus Esterer