Erste augenfällige Änderung zum Vorserien-Fahrzeug, das EVUM auf der INTERSOLAR 2019 in München zeigte, ist die gefälligere Optik. Statt des eher funktionalen, kantigen Designs bietet das Serienmodell eine komplett neu gestaltete Front, neue Seitenverkleidungen und neue Türen. Der komplett neugestaltete Innenraum präsentiert sich nun in hellgrau (statt vormals dunkelgrau), was einen wesentlich freundlicheren Empfang suggeriert. Beim Armaturenbrett wurde das Metall verkleidet und die Bedieneinheiten in einer zentralen, hellgrünen Konsole vereint. Das Interieur wirkt viel freundlicher und aufgeräumter – zusammenfassend ist das aCar erwachsen geworden. Das grundsätzliche Konzept des modularen Aufbaus wurde beibehalten, so dass sich auch das Serienmodell mit Pritsche (auf die zwei Euro-Paletten passen), als Kipper, als Kastenwagen oder mit Planenaufsatz bestellen lässt. In der Basisversion ist das aCar in »EVUM Grün« oder aufpreispflichtig in »EVUM Weiß« erhältlich, weitere Farben sind auf Anfrage möglich.
Wie eingangs erwähnt, verfügt das Serien-aCar über einen stärkeren Antrieb. Statt der zwei 8-kW-Motoren kommen nun zwei 10-kW-Motoren zum Einsatz. Diese Leistungssteigerung resultiert in einer höheren Höchstgeschwindigkeit von nach Herstellerangaben 70 km/h und damit der Möglichkeit, auch Autobahnen zu benutzen; durch den permanenten Allradantrieb sind gute Straßenverhältnisse allerdings nicht zwingend erforderlich. Bei der Antriebstechnologie setzt EVUM nach wie vor auf eine Betriebsspannung von 48 V und bleibt damit im wartungsfreundlichen und unkomplizierteren Niederspannungsbereich.
Das Basismodell des EVUM aCar ist mit einer Lithium-Ionen-Batterie mit bis zu 100 km Reichweite ausgestattet, die sich an einer normalen 230-V-Steckdose laden lässt. Der Ladevorgang dauert dann, um die komplett leere Batterie auf 80 % aufzuladen, eine 8-Amper-Sicherung vorausgesetzt, etwa 8,4 Stunden; um 100 % zu erreichen etwa 10 Stunden. Auf Wunsch ist das EVUM aCar auch mit etwa 200 km Reichweite erhältlich, die durch ein zweites Batterie-Paket realisiert werden. An einer 230-V-Steckdose dauert die 80-%-Ladung hier etwa 14 Stunden, die 100-%-Ladung etwa 16,3 Stunden. Optional ist allerdings auch eine dreiphasige 400-V-Ladespannung möglich, die die 100-km-Batterie in etwa 1,5 Stunden auf 80 % bringt und in etwa 2 Stunden auf 100 %. Die 200-km-Variante verfügt immer die 400-V-Lademöglichkeit und lässt sich in etwa 2,15 Stunden auf 80 % und in etwa 3 Stunden auf 100 % aufladen. Aktuell prüft EVUM zwei unterschiedliche Batteriepakete und macht deshalb keine genaueren Angaben zur Batterie.
Die Reichweite lässt sich auf Wunsch durch auf dem Kabinendach montierte Solarpanele steigern, die die Batterie unterstützen.
Das aCar wurde nach Unternehmensangaben für die Zulassungsklasse N1 konzipiert, also als Nutzfahrzeug mit maximal 3,5 t zulässigem Gesamtgewicht, fahrbar mit PKW-Führerschein. Tatsächlich beziffert EVUM das Leergewicht inklusive Akku mit 1.100 kg und die Zuladung mit 1.000 kg. Die Fahrzeugbreite beträgt 1,5 m, die Länge 4,0 m und die Höhe 2,0 m.
Das Serien-aCar bietet umfangreiche Möglichkeiten der Individualisierung, was es zu einem durchaus gelungenen Nutzfahrzeug für verschiedenste Bereiche macht. Einerseits hat EVUM drei Pakete (M, L, XL) definiert, mit denen sich der gewünschte Komfort ordern lässt – »M« umfasst beispielsweise eine Heckscheibe, Telematikeinheit sowie Sitzheizung, »L« beinhaltet darüber hinaus Nebelscheinwerfer sowie Starkstromladen und bei »XL« sind zusätzlich Solarpanel und die 200-km-Lithium-Ionen-Batterie abgedeckt. Andererseits gibt es eine Reihe von Wunsch-Ausstattungen, die das aCar zum schlagkräftigen Helfer am Feld, in der Kommune oder im Wald aufrüsten. So lässt sich das EVUM aCar mit Arbeitsleuchten, einer Rundumleuchte, einer Seilwinde, einem Kommunaldreieck oder einer Anhängerkupplung bestellen. Apropos Anhängerkupplung: Die gebremste Anhängelast gibt EVUM mit 1.000 kg an.
Mit einem Nettopreis von 30.500,00 Euro (inklusive Bereitstellung und zuzüglich 5.795,00 Euro Umsatzsteuer) muss sich das Basismodell des neuen EVUM aCar nicht verstecken, besonders unter Berücksichtigung der niedrigeren Betriebskosten, die Martin Šoltés, Geschäftsführer und Mitgründer der EVUM Motors GmbH, mit bis zu 30 % gegenüber einem gleichartigen Fahrzeug mit Verbrennungsmotor beziffert.
Die eingangs erwähnte limitierte Sonderedition »First Mover« ist nach Unternehmensangaben zum Sonderpreis von 39.900 Euro erhältlich. Sascha Koberstaedt, Geschäftsführer der EVUM Motors GmbH betont, dass EVUM damit neben der staatlichen Umweltprämie einen weiteren Preisvorteil von mehr als 7.000 Euro biete. Enthalten sind EVUM zufolge unter anderem das größere Akku-Paket für mehr Reichweite, Arbeitsleuchten und Nebelscheinwerfer, eine externe 230 V-Steckdose, Starkstromladen und vieles mehr. Und dazu spendiere EVUM noch eine Anhängerkupplung. Die Kundschaft bekomme zudem ein signiertes Zertifikat, das den limitierten Sonderstatus des Fahrzeugs dokumentiert.
Leider ist trotz aller guten Vorsätze die Förderung der Elektromobilität in Deutschland momentan recht unklar: Die Bundesregierung wartet aktuell auf grünes Licht aus Brüssel für ihr neues Förderpaket, durch das die Käufer*Innen von Elektrofahrzeugen statt 4.000 Euro sogar 6.000 Euro Umweltprämie erhalten sollen und Gewerbetreibende die Möglichkeit einer Sonderabschreibung von 50 % im Jahr der Anschaffung erhalten. Zum Vergleich: Österreich fördert leichte Nutzfahrzeuge wie das aCar nach Unternehmensangaben mit 5.000 Euro Bonus, einige Schweizer Kantone und die Klimastiftung Schweiz fördern die Anschaffung von Elektrofahrzeugen auch direkt. Hinzu kommen in vielen Ländern Europas steuerliche Vorteile.
Übrigens hatten Koberstaedt und Šoltés das aCar ursprünglich als robustes Allzweckfahrzeug für Entwicklungs- und Schwellenländer konzipiert. Die Produktion in Niederbayern sei dementsprechend nur der erste Schritt. Mit dem dort gewonnen Knowhow wollen die Gründer in Zukunft lokale Produktionsstätten in den Zielmärkten aufbauen.
„Unser Ziel ist es, kundennah kleine Produktionseinheiten zu haben, um schon bei der Produktion möglichst nachhaltig zu sein“, erklärt Martin Šoltés. „Im Rahmen dieser Expansion bestehen dann auch wieder Einstiegsmöglichkeiten für weitere Investoren und Partner.“
Autorin: Magdalena Esterer
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