Wolfgang H. Gebhardt kann wohl zurecht als Urgestein der deutschsprachigen (Hobby-)Traktor-Literatur bezeichnet werden: Bereits 1987/1988 nahm er sich in seinem in zwei Bänden erschienen »Taschenbuch Deutscher Schlepperbau« dem Thema Motorisierung der Landwirtschaft in Deutschland an. Mit seiner aktuellen Enzyklopädie verfolgt der Autor weiterhin das Ziel einer umfassende Darstellung möglichst aller deutschen Traktoren-Produzenten respektive -Marken die seit 1900 aktiv waren oder nach wie vor sind. Hierfür hat Gebhardt die Geschichten zu mehr als 360 Herstellern und deren Traktoren zusammengetragen. Die Zahl zeigt, dass nicht nur bekannte Marken wie Eicher, Fendt, Hanomag, IHC, Lanz, Schlüter & Co. Erwähnung finden, sondern vielmehr auch all die kleinen, oftmals nur regional verbreiteten Hersteller, die gerade bis in die 1950er Jahre hinein in großer Zahl auf dem Schleppermarkt vertreten waren. Wichtig zu wissen ist, dass das Buch seinem Titel entsprechend als Enzyklopädie respektive Lexikon mit separaten Einträgen beziehungsweise Kapiteln für jeden Hersteller aufgebaut ist. Das eröffnet die Möglichkeit, gezielt nach Informationen zu einer bestimmten Traktoren-Marke zu suchen. Ergänzt wird jeder Eintrag – abgesehen von jenen zu sehr kleinen Herstellern, die oft nur mit einem Modell über einen sehr kurzen Zeitraum am Markt waren – durch einen Tabellen-Teil, der alle jemals vom jeweiligen Hersteller hervorgebrachte Schlepper-Typen mit einigen technichen Daten auflistet. Wir haben nicht nachgezählt, aber laut Verlag soll die »Enzyklopädie Deutscher Traktoren« insgesamt Daten zu über 3.000 Traktoren enthalten.
Natürlich stellt sich bei einer so umfangreichen Datensammlung die Frage, wie genau diese im Einzelnen sein kann. Und hier müssen tatsächlich Abstriche gemacht werden. Anders ausgedrückt: Wer sich bereits sehr gut mit einer speziellen Traktoren-Marke auskennt, wird eventuell Ungenauigkeiten erkennen und Details vermissen. Allerdings muss hier bedacht werden, dass es nicht eben leicht ist, die teilweise komplexe Entwicklungsgeschichte einer über Jahrzehnte existierenden Firma und ihrer Produkte nebst deren technischer Besonderheiten in eine Kurzform zu bringen, die dem vorgegebenem Rahmen entspricht. Über diese kleine Schwäche der »Enzyklopädie Deutscher Traktoren« sehen wir deshalb gerne hinweg, zumal es Wolfgang H. Gebhardt stets gelingt, ein stimmiges Bild vom jeweiligen Hersteller zu zeichnen und nur so auch Platz für unbekannte Marken bleiben kann.
Insgesamt kann also festgehalten werden, dass all jene, die auf einen bestimmten Schlepper-Hersteller fixiert sind, mit einem Marken-spezifischen Buch sicherlich besser beraten sind. All jenen, die jedoch den berühmten Blick über den Tellerand wagen möchten, sich einen umfangreichen Überblick verschaffen wollen oder nach einem Nachschlagewerk suchen, um beispielsweise mehr zu einem unbekannten, auf einem Traktorentreffen gesehenen Schlepper oder Hersteller zu erfahren, legen wir die »Enzyklopädie Deutscher Traktoren« von Wolfgang H. Gebhardt wärmstens ans Herz – uns ist kein anderes Buch bekannt, dass diese Fülle an Informationen zu deutschen Traktoren-Herstellern vom Beginn des 20. Jahrhunderts bis in die jüngste Vergangenheit bietet.
Das Hardcover-Buch »Enzyklopädie Deutscher Traktoren« von Wolfgang H. Gebhardt im Format 230 mm x 265 mm ist im Motorbuch Verlag (www.motorbuch.de), Stuttgart, erschienen und im Buchhandel (ISBN 978-3-613-04552-1) zu einem Preis von 59,00 € (Deutschland) respektive 60,70 € (Österreich) erhältlich.
Autor: Klaus Esterer
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