„Der IVA und der VDMA sind sich einig: Um die Herausforderungen, mit denen die Landwirte heute konfrontiert sind, erfolgreich zu meistern, ist der Schulterschluss aller zentralen Akteure entlang der Wertschöpfungskette notwendig“, sagte Dr. Tobias Ehrhard, Geschäftsführer des VDMA Landtechnik.
Die beiden führenden Branchenverbände intensivieren daher ihre Zusammenarbeit, die Dialogveranstaltung „Agrarchemie meets Agrartechnik“ stellte einen ersten Auftakt dar: „Wir wollen künftig deutlich enger zusammenarbeiten und auch im Dialog mit Politik, Behörden und Ministerien gemeinsam unsere Innovationen und Lösungen für eine digitale, nachhaltige Landwirtschaft von morgen einbringen“, betonten Ehrhard und Gemmer.
Diesen Austausch begrüßt auch die Politik: „Es ist wichtig, dass Veranstaltungen wie diese stattfinden und Vertreter der Agrarchemie und der Agrartechnik kooperieren und gemeinsam nach Lösungen suchen“, sagte Ministerialdirektor Dr. Burkhard Schmied, Leiter der Abteilung Landwirtschaftliche Erzeugung, Gartenbau, Agrarpolitik im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft in seinem Impulsvortrag.
Die im Green Deal, dem klimapolitischen Reformkonzept der EU, und in der darin enthaltenen Farm-to-Fork-Strategie formulierten, überaus anspruchsvollen Reduktionsziele für landwirtschaftliche Emissionen sind für die Branche eine große Herausforderung. Dies gilt in besonderer Weise für Düngung und Pflanzenschutz, die im Mittelpunkt des branchenübergreifenden Dialogs standen.
„Neben innovativer Technik und guter fachlicher Praxis leben Pflanzenschutz und Pflanzenernährung von Ausbildung und Beratung. Hier müssen wir alle noch besser werden. Wichtig ist, dass es uns zugleich gelingt, das Ertragsniveau zu stärken und die Umwelt zu schonen“, sagte Schmied.
Bis zum Jahr 2030 sollen nach den Vorgaben der Farm-to-Fork-Strategie das Risiko und die Menge der ausgebrachten Pflanzenschutzmittel halbiert werden; dies gilt ebenso für die Reduktion der Nährstoffverluste in der Düngung.
„In technologischer Hinsicht liegen alle Karten längst offen auf dem Tisch. Abdriftarme Düsen, hochpräzise Sensoren zur Bestandserkennung sowie teilflächenspezifische Applikationstechniken gehören schon heute wie selbstverständlich zum Gerätepark innovativer Landwirte. Die Landtechnik macht hier die Pace, ist Vorreiter im buchstäblichen Sinne“, sagte Dr. Ehrhard.
Als Herausforderung sahen die Branchenexperten bürokratische Hürden, die mit einer erweiterten, vollständig elektronischen Dokumentationspflicht für die Anwender einhergehen würden. Aber auch hier bietet die Digitalisierung der Landwirtschaft neue Möglichkeiten, ihren Aufwand zu reduzieren.
Einen nachhaltigen Einsatz von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln mahnten die Fachleute unisono an. Pflanzen müssen so geschützt werden, dass schädliche Nebenwirkungen für Umwelt, Klima und Biodiversität vermieden werden. Dabei sind digitale Anwendungen und moderne Applikationstechniken ein wesentlicher, wenn auch nicht der einzige Baustein: „Sinnvolle Alternativen zu bestehenden chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln wie Biologicals und Biostimulanzien werden längst in vielfältiger Form erprobt. Klar ist: Wir brauchen einen integrierten Pflanzenschutz, der innovative Applikations- techniken, effizientes Datenmanagement und zukunftsorientierte Forschung auf intelligente Weise miteinander verbindet und die Landwirte dabei unterstützt, die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln auf das notwendige Maß zu reduzieren“, sagte Gemmer.
Das gilt auch für den Einsatz von Düngemitteln. Ziel ist es, die Pflanze punktgenau und bedarfsgerecht zu ernähren. „Digitale Lösungen, etwa Apps oder satellitengesteuerte Systeme mit KI- basierter Bilderkennung, machen eine dynamische Ermittlung des Düngerbedarfs bereits heute problemlos möglich. Damit lässt sich das optimale Ertragspotential des Ackerschlages ausschöpfen – und dies bei gleichzeitiger Minimierung von Nährstoffverlusten“, erläuterte Gemmer.
Gelingen kann die digitale Transformation allerdings nur dann, wenn die für den vernetzten Produktionsprozess erforderlichen Datenkorpora aus öffentlichen Quellen zur Verfügung stehen. „Entscheidend ist, dass wir es schaffen, eine europäische Dateninfrastruktur zu implementieren, die auf standardisierten Schnittstellen beruht und die Datenhoheit aller Beteiligten respektiert“, sagte Dr. Ehrhard.
Veröffentlicht von: Magdalena Esterer, Klaus Esterer