Auf einer drei Hektar großen Fläche bei Lorenzen testen Schmack Biogas und die REWAG gemeinsam den Anbau der alternativen Energiepflanze. In Landwirt Franz Habenschaden haben die Initiatoren einen engagierten Partner gefunden. Er hat die jungen Silphie-Pflanzen vor rund einem Jahr im äußeren Wasserschutzgebiet der REWAG eingesetzt. War die Energiepflanze im ersten Sommer noch sehr klein und ohne Ertrag, steht sie in diesem Jahr schon zwei bis drei Meter hoch und ist in voller Blüte. Franz Habenschaden erwartet eine gute Ernte. Mindestens so viel Ertrag wie Mais soll Silphie bringen. Über 40 Tonnen pro Hektar werden es voraussichtlich in diesem Jahr sein, mehr als 50 Tonnen pro Hektar werden für das kommende Jahr erwartet, wenn alle Pflanzen ihre volle Größe erreicht haben. Im Vergleich dazu liegen die Erträge bei etwa 53 Tonnen pro Hektar beim Mais im Bereich der REGAS-Biogasanlage Kallmünz-Eich. Ein durchaus ähnliches Ergebnis also. Die Energiepflanze Silphie ist im Vergleich zum einjährigen Mais in ihrer Aufzucht aber weitaus unkomplizierter. „Wir sehen in der Durchwachsenen Silphie eine attraktive Ergänzung zu herkömmlichen Energiepflanzen. Sie verbindet ökologische und ökonomische Vorteile in der Biogaserzeugung in besonderem Maße,“ erklärt Dr. Tino Weber, Geschäftsführer von Schmack Biogas. Deshalb wird nun Silphie als potenzielle Alternative zu den bisher gängigen Energiepflanzen getestet. Zu drei verschiedenen Terminen wurde Silphie im Frühjahr 2012 gepflanzt.
Die Durchwachsene Silphie kommt in Nordamerika in Klimaverhältnissen vor, die mit denen in Mitteleuropa vergleichbar sind. Besonders an trockene Standorte kann sie sich gut anpassen, da sie Wasser nicht nur über den Boden, sondern auch über ihre becherförmigen Blätter aufnimmt. Das macht sie sehr unkompliziert in der Pflege. Mindestens zehn Jahre lang kann Silphie regelmäßig beerntet werden. Ein großer Vorteil gegenüber dem Mais und anderen Energiepflanzen. Dazu kommt auch, dass bei Silphie nur im ersten Jahr die speziell zugelassenen Herbizide eingesetzt werden müssen. Bereits im zweiten Jahr, wenn ihr Blattwerk den Boden beschattet, ist keine Unkrautbekämpfung mehr nötig. Ein großer Vorteil für den Grundwasserschutz. Ein weiterer Vorteil gegenüber dem Maisanbau ist auch die ganzjährige Durchwurzelung des Bodens. Diese wirkt der Erosion entgegen. Endgültig ausgewachsen erreicht die Silphie eine Höhe von drei Metern. Sie blüht von Juni bis September und ist dadurch bei Hummeln und Bienen als Nahrungsquelle sehr beliebt.
„Wir haben hier eine absolute Win-win-Situation“, freut sich REWAG-Wasserexperte Karlheinz Hanke. „Wir testen einen potentiellen Energielieferanten und betreiben nachhaltigen Grundwasserschutz.“ Das Silphie-Feld befindet sich im Einzugsbereich des Wasserwerks Sallern, aus dem 80 Prozent des Regensburger Trinkwassers stammen. Hier pflegt die REWAG schon seit rund 15 Jahren eine intensive Kooperation mit den Landwirten. Auf Basis vertraglich geregelter Bewirtschaftungsvereinbarungen honoriert die REWAG deshalb geringe Stickstoffgehalte im Boden oder den Anbau bestimmter Fruchtarten mit Prämienzahlungen. Ziel ist es, die Grundwasserqualität langfristig zu sichern. Dabei soll vor allem der Nitrateintrag aus der Landwirtschaft ins Grundwasser reduziert werden. „Gemeinsam mit unserem landwirtschaftlichen Berater Wolfgang Hutterer beraten und unterstützen wir die Landwirte, die Flächen in unserem Wasserschutzgebiet bewirtschaften, bei allen Fragen zur Düngung und zum Pflanzenbau“, beschreibt Karlheinz Hanke die Zusammenarbeit. „Zusammen mit Herrn Hutterer haben wir auch das Projekt Silphie in Angriff genommen.“ Im ersten Pflanzjahr waren die Kosten für die beteiligten Partner sehr hoch. Erträge gab es dagegen noch keine. Für Landwirt Franz Habenschaden ein wirtschaftliches Risiko, das über eine Sondervereinbarung mit der REWAG und Schmack Biogas aufgefangen wird, da sich die beiden Unternehmen die Kosten für das Projekt teilen.
Schmack Biogas hat weitere Versuche mit Silphie und anderen alternativen Energiepflanzen in Franken, Hessen und Niedersachsen. Das Unternehmen will die jährliche Anbaufläche weiter erhöhen, um auf unterschiedlichen Standorten zu mehr Testergebnissen zu kommen. Weil die Pflanzung sehr aufwändig ist, ist zu klären, wie die Silphie mit Saatverfahren etabliert werden kann. In Lorenzen wurden zum Beispiel die jungen, in einer Gärtnerei gezogene Pflanzen, im letzten Jahr noch per Gemüsepflanzmaschine mit viel Handarbeit ausgebracht.
Mitte bis Ende August soll die Silphie in Lorenzen geerntet und dann in der REWAG-Biogasanlage in Schwabelweis verarbeitet werden. In dieser Anlage werden im Jahr knapp 17 Millionen Kilowattstunden (kWh) Biogas produziert. In einem Blockheizkraftwerk (BKHW) wird das Biogas in rund 6 Millionen kWh Strom und fast 4 Millionen kWh Wärme pro Jahr umgewandelt. Der Strom, der den Bedarf von circa 1.700 Haushalten deckt, wird ins Stromnetz eingespeist, die Wärme trocknet den Kalk im angrenzenden Werk von Walhalla Kalk.
Veröffentlicht von: Magdalena Esterer, Klaus Esterer