Rückfahreinrichtungen – bei Standardtraktoren ohnehin selten anzutreffen – haben einige erhebliche Nachteile. So befinden sich bei gedrehtem Bedienstand auch in Zeiten der Bedienarmlehne nicht alle Schalter und Hebel am gewohnten Platz, die Beinfreiheit ist meist eingeschränkt und die Sichtverhältnisse oft nicht optimal. Diese Nachteile beseitigt Paul mit der völlig neu entwickelten Hub- und Drehvorrichtung, mit der die komplette Kabine hydraulisch angehoben und um 200° im Uhrzeigersinn gedreht werden kann. Die normale Sitzposition bleibt so für den*Die Fahrer*In erhalten. Zudem kann die Kabine von 0° bis 200° beliebig positioniert werden. Komfortables Arbeiten ist so nicht nur in Schubfahrt mit im Heck angebauten Geräten wie etwa Feldhäckslern, Mulchern, Mähwerken oder Schneefräsen möglich, sondern auch mit nach der Seite ausgerichteter Kabine, wie es etwa beim stationären Einsatz mit dem Holzhacker vorteilhaft ist.
Oberste Maxime bei der Entwicklung der Liftkabine war laut Paul ein günstiges Preis-Leistungsverhältnis bei einer Vergleichbarkeit des Nutzens mit teuren Spezialmaschinen. Bemerkenswert ist, dass die Hubvorrichtung am Deutz-Fahr Agrotron 9340 TTV eingebaut werden kann, ohne dass hierfür größere Eingriffe notwendig sind. Möglich ist das, weil Paul für die Montage des Hub- und Drehmechanismus die werkseitig vorhandenen Aufhängungspunkte der Traktorkabine nutzt. So bleibt nicht nur die originale Kabinenfederung erhalten, auch das Fahrgestell ist nach dem Umbau weitgehend unverändert. Lediglich das Versetzen und Anpassen einiger Halterungen sowie diverser elektrischer und hydraulischer Leitungen ist laut Paul erforderlich. Der Umbau auf die Liftkabine ist nach Herstellerangaben so auch bis hin zu Reifen der Größe 710/70 R 42 auf der Hinterachse uneingeschränkt möglich. Darüber hinaus kann die Hub- und Drehvorrichtung, so Paul, auch jederzeit wieder demontiert und an einem anderen Deutz-Traktor wiederverwendet werden, falls das Fahrzeug eventuell später einmal verkauft beziehungsweise der vereinbarte Rückkaufswert gewährleistet werden soll.
Für die Bedienung der hydraulischen Hub- und Drehvorrichtung hat Paul eine neue separate Steuereinheit entwickelt. Um die Kabine anzuheben und zu drehen, muss zunächst das Kippschalter-Steuerelement in der Kabine betätigt werden. Sofern die Sensoren keine Hindernisse erkennen, erfolgt die Freigabe zur Kabinensteuerung über den serienmäßigen Joystick des Deutz-Fahr Agrotron 9340 TTV. Dies wird durch die Leuchtdioden des links vom Kippschalter angeordneten Ampelsymbols signalisiert. Per Joystick wird die komplette Kabine inklusive der Kotflügel dann zunächst über einen horizontal eingebauten Hydraulikzylinder um rund 350 mm angehoben und um 750 mm nach hinten versetzt. In der erhöhten Arbeitsposition kann die Kabine dann ebenfalls mittels Joystick von 0° bis maximal 200° im Uhrzeigersinn gedreht und stufenlos positioniert werden.
Bei abgesenkter Kabine kann der Deutz-Fahr Agrotron 9340 TTV wie ein gewöhnlicher Schlepper ohne Liftkabinen-Ausstattung verwendet werden, auch die maximale Höchstgeschwindigkeit von 60 km/h bleibt erhalten. In Arbeitsstellung mit gehobener und gedrehter Kabine ist die Höchstgeschwindigkeit auf maximal 15 km/h begrenzt – ausreichend schnell auch für Mäheinsätze oder Schneeräumarbeiten. Wird die Geschwindigkeit von 15 km/h überschritten, ertönt automatisch ein Warnsignal. Die Fahrzeughöhe des mit der neuen Kabinen-Hub- und Drehvorrichtung ausgerüsteten Deutz-Fahr Agrotron 9340 TTV liegt bei abgesenkter Kabine laut Paul exakt bei 3.700 mm, mit der angehobenen Kabine steigt sie auf rund 4 m.
Auf der Agritechnica 2017 zeigt die Paul Nutzfahrzeuge GmbH die neue Liftkabine am Deutz-Fahr Agrotron 9340 TTV in Halle 5, Stand A05. Dort zeigen die niederbayerischen Sonderfahrzeug-Experten auch den bekannten Agro Mover. Das Ausstellungsfahrzeug basiert auf einem Mercedes-Benz Arocs 2051 AS 4x4 mit einer Motor-Nennleistung von 375/510 kW/PS (Herstellerangabe ohne Nennung einer Norm) aus 12,8 l Hubraum. Das Fahrzeug verfügt unter anderem über ein Mercedes PowerShift 3 Getriebe mit 16 Vorwärts- und vier Rückwärtsgängen, eine luftgefederte Hinterachse sowie eine Load-Sensing-Hydraulikanlage mit Joystick-Bedienung und weitere von Paul entwickelte Ausstattungen für den Agrar-Einsatz.
Autor: Klaus Esterer
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