Eine effiziente Güllelogistik kommt oft einem Spagat gleich: Einerseits sollen große Mengen an Gülle möglichst schnell transportiert werden, andererseits schränken gesetzliche Bestimmungen die maximal möglichen Tankvolumina bei Zubriger-Fahrzeugen ein. Wer hier den Blick stur auf das Transportvolumen gerichtet hält, riskiert schnell, durch Überschreitung zulässiger Gesamtgewichte mit dem Gesetzt in Konflikt zu geraten – und bei einem Unfall den Versicherungsschutz zu verlieren...
Annaburger entschärft bei seinem neuen Zubringer HTD 29.28 diese Problematik durch einen kleinen Kunstgriff namens „Dolly“, der die sonst bei Drehschemelanhängern übliche Vorderachse ersetzt und beim HTD 29.28 fest mit dem Tankwagen verschraubt ist. Anders als bei Drehschemelanhängern liegt bei einer Dolly-Konstruktion der Drehpunkt vor der Vorderachse, so dass ein Teil des Gewichtes als Stützlast über die Deichsel des Dollys auf den Traktor übertragen wird. Im Falle des dreiachsigen Annaburger HTD 29.28 lasten so 2 t auf der serienmäßigen K-80-Kugelkopfkupplung (Untenanhängung). Bei jeweils 9 t zulässiger Achslast und 2 t Stützlast ergeben sich in Summe 29 t zulässiges Gesamtgewicht. Zieht man hiervon das von Annaburger für den HTD 29.28 in Serienausstattung mit 7,5 t angegebene Eigengewicht ab, verbleiben respektable 22,5 t Nutzlast bei 21.000 Liter Tankvolumen.
Ähnlich günstig verhält es sich beim TS/LS 27.28, der duch den fehlenden Dolly laut Annaburger in Serienausstattung auf ein Eigengewicht von 6 t kommt, so dass hier bei 9 t zulässiger Stützlast auf der Sattelkupplung und jeweils 9 t zulässiger Achslast der beiden Achsen – in Summe also 27 t zulässiges Gesamtgewicht – immerhin eine Nutzlast von 21 t verbleibt. Diese Werte gelten für die Verwendung des TS/LS 27.28 als Sattelauflieger mit Lkw, beim Einsatz des TS/LS 27.28 mit einem separaten Dolly muss selbstverständlich dessen Nutzlast berücksichtigt werden.
Generell gilt zudem, dass der Nutzlast-Spielraum sowohl beim HTD 29.28 als auch beim TS/LS 27.28 natürlich nicht allzu üppig ist, so dass man auch diese Fahrzeuge je nach getankter Flüssigkeit überladen kann. Die Fahrt auf eine geeignete Waage schafft hier im Zweifelsfall Gewissheit. Dennoch: Im Vergleich zu vielen anderen Konstruktionen – nicht nur solchen mit Stahltank – besteht bei den neuen Annaburger Gülle-Zubringer-Tankwagen HTD 29.28 und TS/LS 27.28 die reele Chance, 21.000 Liter Gülle legal auf öffentlichen Straßen zu transportieren.
Die grundsätzliche Konstruktion, die Serienausstattung und die möglichen Optionen sind beim HTD 29.28 und TS/LS 27.28 praktisch identisch, mit nur kleinen Unterschieden. So ist das Fahrwerk beim TS/LS 27.28 serienmäßig luftgefedert, während beim HTD 29.28 in Serienausstattung lediglich der Dolly über eine Luftfederung verfügt und beim Fahrwerk im Heck ein Pendel-Tandem-Aggregat zum Einsatz kommt; eine komplette Luftfederung gibt es für diesen Typ als Wunschausstattung. Weiters beträgt die Höchstgeschwindigkeit beim HTD 29.28 40 km/h, während der TS/LS 27.28 als Sattelauflieger auch in einer 60-km/h- sowie einer autobahntauglichen 65-km/h-Variante angeboten wird. Serienmäßig rüstet Annaburger seine neuen 21-cbm-Zubringer wahlweise mit Straßenbereifung der Größe 425/65 R22,5 oder Ackerbereifung der Dimension 560/60 R22,5 aus. Weitere Bereifungsvarianten gibt es ebenso auf Wunsch wie eine Nachlauflenkung (nur bei 425/65 R22,5 Reifen) oder eine Liftachse (nicht in Kombination mit Nachlauflenkung). Darüber hinaus stehen unter anderem verschiedene hydraulisch angetriebene Drehkolbenpumpen, Saug- und Schwenkrüssel sowie Andocksysteme in 8- und 10-Zoll-Ausführung in der Optionen-Liste.
Interessant zu wissen ist noch, dass der HTD 29.28 bereits verfügbar ist, der TS/LS 27.28 sich derzeit hingegen noch in der Entwicklung befindet. Darüber hinaus plant Annaburger im Laufe des Jahres unter den Typenbezeichnungen HTD 29.27 beziehungsweise TS/LS 27.27 Vakuum-Tankwagen als Pendants zu den hier beschriebenen Pumptankwagen zu realisieren.
Autor: Klaus Esterer
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