Aufbau und Funktion: In der Kugelkopfkupplung des Anhängers ist ein Sensor eingepasst. Der Kugelkopf der Anhängekupplung besitzt gerillte Einfräsungen. Lenkwinkelsensoren messen mittels dieser gerillten Einfräsungen am Kugelkopf den Einschlagwinkel der Deichsel beidseitig. Somit kann auch der Differenzwinkel bestimmt werden. Der Einschlagwinkel der Deichsel wird an Drehgeber auf der Achse weitergegeben, die dort Hydraulikzylinder steuern, welche die Lenkachsen in den optimalen Einschlagwinkel bringen.
Mit vielfältigen Funktionen und innovativen Details wartet der Hydraulikblock mit hydraulisch-automatischer Speicherladung auf: An ihn können sowohl Traktoren mit dem so genanntem hydraulischen LS-System als auch Traktoren mit dem Konstant-Pumpen-System angekuppelt werden. Dazu ist nur ein Hebel auf dem Hydraulikblock umzulegen. Der Block besteht aus einem Eingangsblock sowie Erweiterungsblöcken, je nach Achsbestückung. Das heißt in der Praxis: Ein Tridemanhänger hat einen Eingangsblock und zwei Erweiterungsblöcke. Eine Pumpenleitung und eine Tankleitung verbinden den Schlepper für die Ölversorgung. Hier wird der Rücklaufdruck gemessen für die Fehlererkennung. Je ein Druckspeicher ist für die Zentrierung der Achsen verantwortlich. Sollten Fehler auftreten, beispielsweise Lenkwinkelfehler, Sensorfehler, Stromabriss, Hydraulikabriss oder Kabelbruch, werden mit einem besonderen Sicherheitsfesture innerhalb sechs Sekunden die Achsen für Geradeausfahrt zentriert. Ein Zentrierzylinder bringt die Lenkachse in Mittelstellung, so dass eine Geradeausfahrt garantiert und kein Auslenken der Räder möglich ist.
Am Display können unterschiedliche Lenkradien vorgewählt werden. Außerdem lassen sich die einzelnen Achsen über elektronische Signale separat ansteuern. Neben der Normalfahrt gibt es verschiedene Lenkprogramme: Lenken über erste, zweite oder dritte Achse um den unterschiedlichen örtlichen Gegebenheiten gerecht zu werden, Hundegang, alle Achsen in die gewünschte Richtung einzeln lenkbar sowie eine Notlauffunktion.
Die Vorteile der Fliegl-Zwangslenkung ForCon sind vielfältig: So werden mit dieser neuartigen Konstruktion sehr aufwendige Stangen-, Seilzug-, ein- oder beidseitige mechanisch-hydraulische oder mechanisch-elektronische Anlenkungen am Zugpunkt überflüssig und damit auch Schweißarbeiten am Traktor für die Montage; die Demontage des Hubgestänges und der Unterlenker des Krafthebers entfällt ebenfalls. Einziger Anlenkpunkt ist der Kugelkopf. An- und Abkuppeln kann daher vom Fahrersitz aus erfolgen. Damit wird eine Hilfsperson, die zudem hochgradig unfallgefährdet ist, überflüssig.
Auch sind engere Kurvenfahrten möglich, vorteilhaft unter beengten Verhältnissen ist. Weil keine weiteren Anlenkpunkte vorhanden sind, erfolgt auch keine Kraftaufnahme beim Kurven fahren, was, so Fliegl, geringere Lenkkräfte zur Folge hat.
Durch die automatische elektronische Ansteuerung wird immer ein optimaler Einschlagwinkel der Räder aller Achsen eingehalten, sowohl bei Normalfahrt, Hundegang, alle Achsen einzeln in die gewünschte Richtung gelenkt oder Notlauf. Die Lenkradien werden voreingestellt. Berücksichtigt wird dabei, mit welcher Distanz die Achsen montiert wurden. Jede Achse fährt dann kontrolliert ihren Radius ab, unter Vorgabe des Lenkwinkels. In diesem Modus kann auch rückwärts gefahren werden. Im Übrigen kann auch manuell vorwärts wie rückwärts im Radius oder im Hundegang gefahren werden.
Neben dem reibungslosen Ankuppeln in Einmannarbeit und der optimalen Spurhaltung auch auf schmierigen, seitlich hängigen landwirtschaftlichen Wegen, nennt Fliegl als praktischern Nutzen der Zwangslenkung ForCon (Force Control) die Lenkstabilität und die stabile Geradeausfahrt auf der Straße ohne Aufschaukeln, da Verdrehung und Neigung der Deichsel immer im Zentrum der Kugel bleiben und somit keine Lenkfehler einleiten können. Daraus ergibt sich ein ruhiger Nachlauf verbunden mit einer geringen Achsbelastung auch bei hoher Fahrtgeschwindigkeit. Weitere praktische Nutzen sind der geringere Reifenverschleiß auch bei engsten Kurvenfahrten, mehr Sicherheit bei Fahrten am Hang, die reibungslose Vor- und Rückwärtsfahrt in jedem Gelände auch bei Fahrten über Kuppen oder Rinnen sowie die bessere Verteilung des Reifendrucks auf der Bodenoberfläche bei Fahrt im Hundegang.
Auf der Agritechnica 2007 zeigt Fliegl die mit einer DLG-Silbermedaille ausgezeichnete Zwangslenkung ForCon und weitere Neuheiten in Halle 17, Stand B46.
Veröffentlicht von: Magdalena Esterer, Klaus Esterer