Mit den fünf Modellen 930 Vario, 933 Vario, 936 Vario, 939 Vario und 942 Vario stellt AGCO / Fendt die neue Generation der Serie 900 Vario vor, die sich optisch wie technisch stark am Fendt 1000 Vario orientiert und zudem einen geringfügig höheren Leistungsbereich abdeckt als ihre Vorgänger. Die neuen Fendt 900 Vario Traktoren werden wie gehabt in den Ausstattungslinien Power, PowerPlus, Profi und ProfiPlus angeboten, die sich teilweise in der Serienausstattung und den verfügbaren Optionen unterscheiden.
Angetrieben werden die Fendt 900 Vario Traktoren jetzt von einem MAN-Sechzylinder-Motor mit nach Herstellerangaben gut 9,0 l Hubraum. Der Motor verfügt laut AGCO / Fendt über eine Common-Rail-Kraftstoffeinspritzung mit 2.500 bar Einspritzdruck sowie einen Turbolader mit variabler Turbinen-Geometrie (VTG) und erfüllt die Vorgaben der Abgasnorm EU Stufe V mittels Diesel-Oxidationskatalysator, -Partikelfilter und SCR-AdBlue-Technik (70-l-AdBlue- und 625-l-Diesel-Tank nach Herstellerangaben). Mit dem neuen MAN-Motor kommt jetzt im 900 Vario erstmals auch das Niedrigdrehzahlkonzept Fendt ID zum Einsatz, bei dem nach Herstellerangaben die Nenndrehzahl bei lediglich 1.700 U/min liegt. Die Nennleistung beziffert AGCO / Fendt (nach ECE R 120) mit 217/296 kW/PS im 930 Vario, 239/326 kW/PS im 933 Vario, 261/355 kW/PS im 936 Vario, 283/385 kW/PS im 939 Vario und 305/415 kW/PS im 942 Vario. Als maximales Drehmoment nennt der Hersteller 1.550 Nm beim 930 Vario, 1.650 Nm beim 933 Vario, 1.750 Nm beim 936 Vario, 1.850 Nm beim 939 Vario und 1.970 Nm beim 942 Vario. Eine höhere Maximalleistung gibt es bei den neuen Fendt 900 Vario Traktoren nach Herstellerangaben nicht, vielmehr soll die Nennleistung konstant über einen gewissen Drehzahlbereich anstehen und zwar von 1.350 bis 1.700 U/min beim 930 Vario, von 1.450 bis 1.700 U/min beim 933 und 936 Vario, von 1.550 bis 1.700 U/min beim 939 Vario sowie von 1.600 bis 1.700 U/min beim 942 Vario. Diese spezielle Motorcharakteristik dürfte für den fast schon erschreckend niedrigen Drehmomentanstieg verantwortlich sein, den AGCO / Fendt mit 29,9 % für den 930 Vario, 22,7 % für den 933 Vario, 19,4 % für den 936 Vario, 16,4 % für den 939 Vario und 15,0 % für den 942 Vario beziffert – Werte, die schon in den 1980er Jahren bestenfalls als durchschnittlich galten. Zumindest bei Zugarbeiten dürfte das Vario-Getriebe hier jedoch für einen gewissen Ausgleich sorgen...
Wie beim Motor, lehnen sich die neuen Fendt 900 Vario Schlepper auch beim Getriebe an ihre größeren Schwestermodelle an. So findet sich jetzt auch in den 900ern der Variodrive Antriebsstrang – hier mit dem neuen Getriebe TA 300 –, bei dem die Vorderachse per separatem Hydromotor rein hydrostatisch angetrieben wird und nur bei Bedarf (Schlupf) über eine automatische Allradkupplung mit dem hydrostatisch-mechanisch-leistungsverzweigten Getriebeteil der Hinterachse verbunden wird und nur so dann auch einen mechanischen Leistungsanteil erhält. Die Vorderachse mit hydropneumatischer Einzelradfederung hat AGCO / Fendt übrigens nach eigenen Angaben weiterentwickelt und auf die volle Motorleistung ausgelegt. Mit dem neuen Getriebe TA 300 entfällt beim 900 Vario der lästige Wechsel zwischen den zwei Fahrbereichen, stattdessen gibt es nur noch einen Fahrbereich, der nach Herstellerangaben vorwärts von 0,02 bis 60 km/h und rückwärts von 0,02 bis 33 km/h reicht. Entsprechend dem Fendt ID Niedrigdrehzahlkonzept werden laut AGCO / Fendt die 60 km/h Höchstgeschwindigkeit bereits bei einer Motordrehzahl von 1.450 U/min, 50 km/h bei 1.500 U/min und 40 km/h bei 950 U/min erreicht. Spärlich ist beim Fendt 900 Vario nach wie vor die Heckzapfwellen-Ausstattung mit den serienmäßig zwei Drehzahlen 540E/1000. Als Option gibt es im Heck die Drehzahlkombination 1000/1000E, eine 1000er-Frontzapfwelle wird ebenfalls auf Wunsch geliefert. Um die Kraftübertragung auf den Boden zu verbessern, wurde laut AGCO / Fendt eine neue Hinterradbereifung der Dimension 750/70 R 44 mit 2,20 m Durchmesser entwickelt. Darüber hinaus soll der jetzt für die Baureihe 900 Vario angebotene Fendt Grip Assistant bei der Wahl von optimaler Geschwindigkeit, Ballastierung und bestmöglichem Reifendruck unterstützen.
Die Hydraulik der neuen Fendt 900 Vario Traktoren verfügt bei allen vier Ausstattungslinien serienmäßig über eine Load-Sensing-Pumpe mit nach Herstellerangaben 165 l/min Förderleistung. Optional ist ebenfalls für alle Ausstattungsversionen eine Load-Sensing-Pumpe mit laut AGCO / Fendt 220 l/min Förderleistung verfügbar. Lediglich für die Versionen Profi und ProfiPlus wird die neue Hochleistungshydraulik mit zwei unabhängigen Hydraulikkreisen angeboten, bei der die Axialkolbenpumpe des ersten Kreises laut Hersteller 220 l/min und die des zweiten Kreises 210 l/min Förderleistung bietet, so dass insgesamt ein Fördervolumen von 430 l/min zur Verfügung steht. Die Hubkraft des Heckkrafthebers – auf Wunsch liefert Fendt die neuen 900er Varios auch komplett ohne Heckkraftheber – wurde gegenüber den Vorgängern nach Herstellerangaben auf 12.410 daN (900 Vario alt: 11.800 daN) erhöht, die des optionalen Frontkrafthebers wird weiterhin mit 5.584 daN angegeben.
Eine weitere Neuerung bei der Serie 900 Vario ist ein ausziehbares Fach auf der rechten Fahrzeugseite, das auf Wunsch mit einer Wasch-Box mit 12-l-Tank, einem Kunststoff- oder einem Metall-Werkzeugkasten ausgestattet werden kann. Darüber hinaus führt AGCO / Fendt mit dem neuen 900 Vario die ISOBUS-Funktionalität TIM ready (Tractor Implement Management), mit der entsprechend befähigte Anbaugeräte den Traktor beispielsweise hinsichtlich dessen Fahrgeschwindigkeit steuern können, ein. Ebenfalls neu und serienmäßig beim ProfiPlus ist Smart Connect, das die Verbindung eines iPad mit dem Traktor ermöglicht, so dass dieses als zusätzliches Display zur Anzeige bestimmter Funktionen verwendet werden kann. Eine weitere neue Option ist Variotronic TI, das eine Kombination des Vorgewendemanagements mit der VarioGuide Spurführung darstellt und so eine positionsabhängige Auslösung von Vorgängen am Vorgewende bis hin zu einem automatischen Wendevorgang mit dem Variotronic TI Turn Assistent ermöglicht. TIM ready, Smart Connect und Variotronic TI sind übrigens für alle Fendt Vario Baureihen in der Ausstattungslinie ProfiPlus respektive mit aktuellem 10,4-Zoll-Varioterminal (als Option) verfügbar. Die neuen und weiter unten erläuterten Funktionen beziehungsweise Ausstattungsoptionen Fendt Connect, codierter Schlüssel, Komfort-Rückspiegel und Infotainment-System (nur Profi und ProfiPlus) gibt es selbstverständlich auch beim neuen Fendt 900 Vario. Seltsamerweise führt AGCO / Fendt bei den 900er Varios jedoch die ebenfalls weiter unten beschriebene Bedienphilosophie FendtONE nicht ein.
Laut AGCO / Fendt können die Fendt 900 Vario Traktoren des Modelljahrganges 2020 (MY2020) ab sofort bestellt werden, die Auslieferung soll noch in der zweiten Jahreshälfte 2019 beginnen.
Eine weitere Fendt-Neuheit stellt der Fendt 314 Vario dar, der die 300er-Serie nach oben erweitert und sich durch das neue intelligente Mehrleistungskonzept DynamicPerformance (DP) auszeichnet. Angetrieben wird der neue Fendt 314 Vario von einem AGCO Power 4-Zylinder-Motor mit 4,4 l Hubraum, dessen Nennleistung (mit DP, nach ECE R120) nach Herstellerangaben 104/142 kW/PS beträgt, die Maximalleistung mit DP wird (nach ECE R 120) mit 112/152 kW/PS angegeben. DP analysiert den Leistungsbedarf der einzelnen Abnehmer (Hydraulik, Zapfwelle, Lüfter) und verteilt bis zu 10 PS dynamisch nach Bedarf. Wohl auch motiviert durch dieses Konzept kommt bei der Motorkühlung jetzt ein elektronisch gesteuerter Visctronic-Lüfter zum Einsatz, der die Kühlleistung situativ regelt. Ein weiteres Novum ist AGCO / Fendt zufolge die Erfüllung der Abgasnorm der EU Stufe V.
Neben der neuen Bedienphilosphie FendtONE verfügt der Fendt 314 Vario serienmäßig über eine gefederte Vorderachse und ein neues doppeltwirkendes Ventil in der Frontplatte, das den Anbau von Frontgeräten mit eigener Hydraulikfunktion vereinfachen soll. Sein Debüt wird der Fendt 314 Vario auf der Agritechnica 2019 geben, wo sich dann die Ausführungen Profi und ProfiPlus bestellen lassen. Mehrleistungskonzept und FendtONE Bedienphilosphie bleiben zunächst dem Fendt 314 Vario in den Ausstattungslinien Profi und ProfiPlus als neuem Topmodell der Baureihe 300 Vario vorbehalten. Ob und wann diese neuen Merkmale auch bei weiteren Modellen der Serie angeboten werden, will AGCO / Fendt auch abhängig vom Feedback auf der Agritechnica 2019 entscheiden.
Zentraler Baustein der neuen Bedienphilosophie FendtONE, die das Traktor-Terminal mit dem Büro-Computer oder einem Smart-Device verbindet, ist die gleichnamige Fendt-Online-Plattform. AGCO / Fendt betont die einheitliche Optik von Terminal, Computer und Smartphone oder Tablet, die die Benutzung drastisch erleichtern soll. Aufträge oder Felddaten werden auf der FendtONE-Plattform geplant respektive verarbeitet, um dann via Mobilfunk an das Traktor-Terminal übertragen zu werden. Auf FendtONE finden sich vorerst Smart-Farming-Anwendungen wie die Spurführungsfunktion Fendt Guide Sync oder das Aufgabenmanagement Fendt Task Manager. Durch die Einbindung der Datenaustauschplattform agrirouter können auch die Daten anderer Maschinen oder Systeme verwendet und beispielsweise mit Lohnunternehmen ausgetauscht werden. Datenschützer*Innen werden sich freuen, dass agrirouter keine Daten speichert und Daten nur mit Erlaubnis weitergibt.
Teil der neuen Bedienphilosophie FendtONE ist auch ein überarbeiteter Multifunktionsjoystick auf der Bedienarmlehne, mit zusätzlichen Funktionen und fünf frei belegbaren Tasten. Werksseitig belegte Tasten können über das Terminal umprogrammiert werden. Alle Funktionen gehören zu unterschiedlichen Funktionsgruppen, denen Farben zugeordnet wurden. Durch das Farbkonzept soll sich die Bedienung vereinfachen und etwaige Umprogrammierungen sollen sofort erkannt werden.
Statt des üblichen (nach Herstellerangaben jetzt ergonomisch optimierten) Kreuzschalthebels kann auf Wunsch auch der neue „3L-Joystick“ bestellt werden, der bis zu drei Bedienebenen und 27 Funktionen bietet sowie die Bedienung der Frontlader Fendt Cargo und CargoProfi inklusive Wiegefunktion ermöglicht. Des weiteren lassen sich mit dem 3L-Joystick ein ISOBUS-Gerät oder Traktorfunktionen steuern.
Die neue Bedienphilosophie FendtONE geht mit einer gesteigerten Anzahl von Terminalanwendungen einher, was AGCO / Fendt zum Anlass nimmt, neben einem neuen 9-Zoll-Display im Lenkturm und dem 12-Zoll-Terminal auf der Armlehne ein optionales 12-Zoll-Terminal im Dachhimmel anzubieten. Während das 9-Zoll-Display lediglich Daten darstellt (die durch einen Dreh-Drücksteller auf der Armlehne definiert werden), können die 12-Zoll-Terminals per Touch bedient werden. Das Dachhimmel-Terminal kann, um Sichtbehinderungen zu minimieren, zur Hälfte eingefahren werden.
Von der neuen Bedienphilosophie FendtONE mit überarbeitetem Multifunktionsjoystick, dem optionalen 3L-Joystick und dem optionalen Dachhimmel-Terminal profitiert nicht nur der Fendt 314 Vario, sondern auch die verbesserte Fendt 700 Vario Baureihe (714, 716, 718, 720, 722, 724) im Nennleistungsbereich von 144 bis 237 PS. Neben diesen Bedienungs-Neuerungen verfügt die neue 700er-Baureihe über einen zusätzlichen ISOBUS-Anschluss vorne, mit dem auch Front-Anbaugeräte per ISOBUS gesteuert werden können. Ein neuer 6-fach-Multikuppler für ein drittes Ventil am Frontlader erweitert das Einsatzspektrum. Bei Ausstattung mit dem 3L-Joystick lassen sich durch dieses dritte Ventil erstmals drei Funktionen gleichzeitig ausführen. Auch die Serie Fendt 700 Vario erfüllt übrigens zukünftig die Abgasnorm der EU Stufe V.
Eine weitere neue Ausstattungsoption, durch die sich sowohl der neue Fendt 314 Vario als auch die Fendt 700 Vario, 900 Vario und 1000 Vario in den Ausführungen Profi und ProfiPlus beschallen lassen, stellt das Infotainment Paket dar, zu dem eine Freisprecheinrichtung (mit acht Mikrofonen) und als zusätzliche Option ein 4.1 Soundsystem inklusive Subwoofer gehören. Musik kann per Radio (analog und digital), Bluetooth, USB oder AUX eingespielt werden.
Als Neuerungen für den Fendt 1000 Vario stellt AGCO / Fendt neben den optionalen Infotainment Paketen einen auf Wunsch verfügbaren, neuen teleskopier- und beheizbaren sowie mit einer Umrissleuchte versehenen Komfort-Rückspiegel vor, der sich über das Terminal steuern lässt. Diese Option kann auch für den neuen Fendt 900 Vario bestellt werden. Eine weitere neue Ausstattungsoption sowohl für den Fendt 1000 Vario als auch den Fendt 900 Vario ist ein neues Sicherheitsschließsystem inklusive Wegfahrsperre, dessen codierter Schlüssel Kabinentür, Zündschloss, Motorhaube und Kraftstofftank schließt. Auch der Fendt 1000 Vario erfüllt zukünftig die Abgasnorm der EU Stufe V, allerdings im Unterschied zu anderen Traktoren lediglich dort, wo dies gesetzlich erforderlich ist. Dies mag dem Umstand geschuldet sein, dass mehr als die Hälfte der bisher verkauften Großtraktoren nicht innerhalb der EU-Grenzen unterwegs sind.
Kleinere Neuerungen gibt es auch bei den Fendt 900 Vario MT Raupentraktoren (938 MT, 940 MT und 943 MT) im Nennleistungsbereich von 380 bis 431 PS, die jetzt die Abgasnorm der EU Stufe V erfüllen und mit dem 10,4-Zoll-Touch-Terminal ausgestattet werden können. Zusätzlich kann ein neuer Joystick bestellt werden, mit dem Hydraulikventile bedient und Drehzahlen gespeichert werden können.
Allen Fendt Traktoren ab der 300er Baureihe aufwärts ist ab der Agritechnica 2019 die Möglichkeit gemein, das zentrale Telemetriesystem Fendt Connect zu nutzen, das via Mobilfunk Auskunft über georeferenzierte Maschinendaten und die GPS Position des Traktors gibt. Fendt Connect erlaubt es festzustellen, wo sich der Traktor befindet und was er gerade macht; verbunden mit dieser Möglichkeit ist GeoFencing, das eine Warnung ausgibt, wenn der Traktor definierte Gebietsgrenzen überschreitet. Die zentral gesammelten Daten stehen exklusiv den Traktorenbesitzer*Innen zur Verfügung, können aber auch zur Ferndiagnose etwaiger Störungen mit anderen geteilt werden. Die Einrichtung von Fendt Connect und die damit verbundene Einweisung wird auf Wunsch auf dem Betrieb durchgeführt, um alle verbundenen Systeme (wie FendtONE, Fendt TaskDoc Service oder agrirouter) sofort nutzen zu können.
Verbunden mit der Nutzung von Fendt Connect bietet der Konzern Fendt Care Platinum an, mit dem Maschinendaten werksseitig analysiert und ausgewertet werden, um störanfällige Komponenten frühzeitig zu erkennen. Ersatzteile können so früher bestellt und Reparaturen besser geplant werden. Teil des Fendt-Care-Platinum-Vertrages ist auch eine Ersatzmaschine oder finanzielle Kompensation bei längerem Ausfall.
AutorIn: Magdalena Esterer, Klaus Esterer
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