Angetrieben werden die Traktoren der neuen Baureihe MF 9S von AGCO-Power-Sechszylinder-Motoren, deren Hubraum mit 8,4 l angegeben ist. Die Motoren erfüllen die Vorgaben der Abgasnorm EU Stufe V mit einer vereinfachten Form des bekannten All-in-One-Abgasnachbehandlungs-System mit Diesel-Oxidationskatalysator (DOC) und SCR-AdBlue-Technik, bei dem auf eine Abgasrückführung (EGR) verzichtet werden kann. Die Motorcharakteristik wurde laut Massey Ferguson optimiert, so dass ein sparsamer Betrieb und gleichzeitig bei allen Modellen – im Vergleich zu den Vorgängern – eine höhere Leistung möglich ist. Zudem verfügen die Motoren über eine neue Single-Turbo-Technologie. Wie bei Massey Ferguson leider üblich, gibt es auch für die MF 9S Traktoren keinerlei Angaben zur Nennleistung. Die Maximalleistung beziffert der Hersteller (ohne Angabe einer Norm) mit 210/285 kW/PS beim MF 9S.285, 228/310 kW/PS beim MF 9S.310, 250/340 kW/PS beim MF 9S.340, 272/370 kW/PS beim MF 9S.370, 294/400 kW/PS beim MF 9S.400, und 313/425 kW/PS beim MF 9S.425. Als maximales Drehmoment (bei 1.500 U/min) nennt Massey Ferguson 1.250 Nm für den MF 9S.285, 1.350 Nm für den MF 9S.310, 1.450 Nm für den MF 9S.340, 1.600 Nm für den MF 9S.370, 1.650 Nm für den MF 9S.400, sowie 1.750 Nm für den MF 9S.425. Die Modelle MF 9S.285 bis MF 9S.400 verfügen über das Engine Power Management (EPM), das bei Zapfwellen-, Transport- und Hydraulikanwendungen die Maximalleistung und das Drehmoment erhöht. Mit EPM beträgt die Maximalleistung laut Hersteller (ohne Angabe einer Norm) 232/315 kW/PS beim MF 9S.285, 250/340 kW/PS beim MF 9S.310, 272/370 kW/PS beim MF 9S.340, 294/400 kW/PS beim MF 9S.370 und 309/420 kW/PS beim MF 9S.400. Das maximale Drehmoment (bei 1.500 U/min) steigt laut Massey Ferguson auf 1.400 Nm beim MF 9S.285, 1.500 U/min beim MF 9S.310, 1.600 U/min beim MF 9S.340, 1.700 Nm beim MF 9S.370 sowie 1.750 Nm beim MF 9S.400. Das Fassungsvermögen des Dieseltanks wird für die MF 9S Schlepper mit 660 l angegeben, das des AdBlue-Tanks mit 68 l. Massey Ferguson weist übrigens darauf hin, dass die Motoren für den Betrieb mit HVO-Kraftstoffen ausgelegt sind.
Alle Modelle der Serie MF 9S sind serienmäßig mit dem bekannten stufenlosen Dyna-VT-Getriebe ausgestattet, das nach Herstellerangaben über ein neues Leistungsmanagement verfügt, so dass das Getriebe zusätzliches Drehmoment und mehr Leistung bereitstellt. Die maximal mögliche Höchstgeschwindigkeit beträgt 50 km/h. Dass Massey Ferguson nach wie vor auf das AGCO-Getriebe setzt, bei dem die Vorderachse zu jeder Zeit auch über den mechanischen Teil des hydrostatisch-mechanisch-leistungsverzweigten Getriebes angetrieben wird, ist zu begrüßen. Apropos Vorderachse: Hier findet eine neue, gefederte Ausführung Verwendung, die trotz des für Stabilität sorgenden, vergleichsweise langen Radstands von nach Herstellerangaben 3,1 m abhängig von der Bereifung laut Massey Ferguson einen Wenderadius von 5,75 m ermöglicht. Die Hinterachse verfügt über Achsflansche mit größerem Durchmesser, so dass eine bessere Kraftübertragung von der Achse auf die Hinerräder möglich ist. Die neue Hinterachse gestattet zudem eine größere Auswahl bei der Bereifung und nicht zuletzt auch größere Reifen bis zur Dimension 750/70 R44 mit 2,18 m Durchmesser. Mehr Bodenschonung und Traktion im Feld sowie ein niedrigerer Kraftstoffverbrauch auf der Straße ist mit einem stets optimalen Reifen-Fülldruck möglich, der mit der neuen, optional für die MF 9S verfügbaren Massey-Ferguson-Reifendruckregelanlage (CTIS) realisierbar ist. CTIS wird über das Datatronic-5- oder Fieldstar-5-Terminal bedient und arbeitet mit einem Doppelkompressor mit einer Förderleistung nach Herstellerangaben von 650 l/min. Dadurch soll es möglich sein, den Druck in einem typischen Reifensatz der Größen VF 620/75 R30 und VF 710/75 R42 in lediglich vier Minuten von 0,8 auf 1,6 bar zu erhöhen. Laut Massey Ferguson senkt die Reifendruckregelanlage den Kraftstoffverbrauch um 10 bis 15 % und reduziert Bodenverdichtungen, da es eine bis zu 150 % großere Aufstandsfläche erlaubt.
Das Leergewicht gibt Massey Ferguson für die Serie MF 9S mit überschaubaren 10.900 kg an, so dass sich beim Top-Modell MF 9S.425 bezogen auf die Maximalleistung ein sehr niedriges Leistungsgewicht von 25,6 kg/PS ergibt. Für mehr Traktion auf dem Feld können die MF 9S Traktoren auf bis zu 18.000 kg ballastiert werden. Das ist auch das maximal zulässige Gesamtgewicht bei 40 km/h, bei 50 km/h sind es immerhin noch 16.000 kg und damit 1.000 kg mehr als bei den MF 8700 S.
Die Hydraulik der neuen Baureihe MF 9S hat Massey Ferguson der Traktoren-Klasse entsprechend auf hohe Leistung ausgelegt. Mehrere Optionen stehen hier zu Wahl: Den Einstieg markiert das ECO-Hydrauliksystem mit einer Pumpe, die einen Open-Center- und einen Closed-Center-Kreislauf kombiniert und bei einer Motordrehzahl von 1.650 U/min nach Herstellerangaben bereits eine Förderleistung von 205 l/min bietet, die bei 1.850 U/min auf 270 l/min ansteigt. Wahlweise ist eine neue Closed-Center-Doppelpumpe in Kombination mit sechs Steuergeräten verfügbar, wobei hier eine der Pumpen drei der Steuergeräte mit einem kontinuierlichen Durchfluss versorgt, während die zweite die weiteren drei Steuergeräte und interne Verbraucher mit einem variablen Durchfluss bedient. Als maximale Förderleistung dieser Pumpen-Option nennt Massey Ferguson 340 l/min bei 1.650 U/min, 340 l/min und 400 l/min bei 1.850 U/min. Als neue Konfigurationsmöglichkeit bietet Massey Ferguson zudem sechs Zusatzsteuergeräte an, von denen eines mit einer 3/4-Zoll-Kupplung für einen maximalen Durchfluss von laut Hersteller 170 l/min ausgestattet ist, während die fünf anderen weiterhin 140 l/min liefern. Um das An- und Abkuppeln von Hydraulikleitungen zu erleichtern, verfügen alle Ventile über Dekompressionshebel. Die MF 9S Traktoren sind mit einem getrennten Ölhaushalt für Getriebe und Hydraulik ausgerüstet. Der Hydrauliktank wurde nach Herstellerangaben vergrößert und gestattet nun eine entnehmbare Ölmenge von 101 l. Zum Thema Kraftheber hält sich der Hersteller aktuell noch bedeckt und merkt hier nur an, dass es für den Einsatz schwerer Anbaugeräte eine neue hydraulische Oberlenkeroption mit einem größeren Zylinder mit 120 mm Durchmesser gibt, mit dem dann eine Hubkapazität von 20 t möglich sein soll. Ebenso gibt es laut Massey Ferguson ein neues, einfaches Fronthubwerk mit 5 t Hubkraft, das mit dem ersten Heckventil verbunden ist, als „erschwingliche Option“ für alle, die keine hydraulischen Frontkupplungen benötigen. Es sollen jedoch auch Ausstattungsvarianten mit unabhängigen Ventilen verfügbar sein, die bis zu zwei Frontleitungen, einen freien Rücklauf und einen ISOBUS-Frontanschluss beinhalten.
Wie weiter oben bereits erwähnt, verfügen die neuen MF 9S Traktoren über das mit der Baureihe MF 8S eingeführte Protect-U-Design, dessen kennzeichnendes Merkmal ein 18 cm breiter Spalt zwischen dem gekapselten Motorraum und der Kabine ist. Die Belastung durch Lärm, Hitze und Vibrationen in der Kabine wird dadurch deutlich reduziert – Massey Ferguson gibt einen Geräuschpegel von lediglich 69 dB an. Weitere Merkmale der Kabine sind ein Volumen von 3,4 m³ und eine Glasfläche von insgesamt 6,6 m². Damit die dank Wespentaile gute Sicht auch bei schlechtem Wetter nicht beeinträchtigt wird, säubert ein großer Parallelogramm-Wischer, der laut Hersteller fast drei Viertel der Fläche (72 %) abdeckt, die Frontscheibe, während ein weiterer die Seitenscheibe reinigt. Zur serienmäßigen Ausstattung der in der Exclusive-Variante als Basis-Version angebotenen MF 9S Traktoren zählen unter anderem eine Klimaanlage mit 14 Luftauslässen und der Premium-Sitz mit großer Armlehne, in der das Datatronic-5-Touchscreen-Terminal und der MultiPad-Fahrhebel untergebracht sind. Ebenfalls zur Serienausstattung zählt eine Rückfahrkamera, maximal drei Kameras sind wahlweise möglich. Neben der Exclusive-Ausstattung ist zudem das Professional-Paket erhältlich. Dieses beinhaltet einen Druckluftanschluss und einen 12V-Stromanschluss in der Nähe des Aufstiegs, einen tragbaren Werkzeugkasten, einen Spiralschlauch, eine Druckluftpistole und eine LED-Arbeitslampe. Eine Kühlbox unter dem Sozius ist in der Kabine der Serie MF 9S ebenso verfügbar, wie diverse Ablagefächer, Becher- und Flaschenhalter. Für Arbeiten bei Dunkelheit gibt es ein neues 360°-LED-Beleuchtungspaket mit bis zu 23 Arbeitsscheinwerfern. Darüber hinaus sind LED-Fahrscheinwerfer und Rundumleuchten erhältlich.
Neben dem serienmäßigen Datatronic-5-Terminal ist Fieldstar 5 als Option verfügbar. Serienmäßig sind MF Guide, MF TaskDoc und MF Connect Telemetrie. MF Guide kann wahlweise mit dem neuen MF AutoTurn ergänzt werden, das den Traktor automatisch in die nächste Fahrgasse lenkt. Als weitere neue Option steht MF AutoHeadland zur Verfügung mit dem, je nach GPS-Position des Traktors, zwei Vorgewende-Sequenzen automatisch gestartet und gestoppt werden. Ebenso wird als neue Wunschausstattung die ISOBUS-Funktion TIM (Tractor Implement Management) angeboten, mit der ISOBUS-TIM-kompatible Anbaugeräte Traktorfunktionen wie Fahrgeschwindigkeit und Hydraulik steuern können. Dass MF Section Control und MF Rate Control auch für die neuen MF 9S Traktoren erhältlich ist, braucht eigentlich nicht erwähnt zu werden.
Bleibt abschließend noch anzumerken, das sich das Aussehen der Baureihe MF 9S natürlich am erstklassigen Design der MF 8S orientiert. Insgesamt kann zusammenfassend gesagt werden, dass Massey Ferguson mit der neuen Serie den mit den MF 8S Schleppern eingeschlagenen Weg nun auch im oberen Leistungssegment fortsetzt. Das in Deutschland über Jahrzehnte vorherrschende Image vom „Budget-Traktor Massey Ferguson“ nur für geringe Ansprüche an Technik und Ausstattung, sollte damit endgültig der Vergangenheit angehören. Zu beurteilen, welche nun die AGCO Premium-Traktorenmarke ist, fällt jedenfalls zunehmend schwer.
Autor: Klaus Esterer
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