Trotz eines von der Finanz- und Weltwirtschaftskrise geprägten Marktumfeldes hat Agri Con 2009/10 nach eigenen Angaben seinen bisher höchsten Umsatz erzielt. Gleichzeitig stemmte das Unternehmen eine 2,2 Millionen Euro schwere Investition, um den Firmenstandort zu einem internationalen Zentrum im intelligenten Pflanzenbau auszubauen. Geschäftsführer Peer Leithold blickt frohen Mutes in die Zukunft.
Mit dem guten Geschäftsergebnis 2009/10 haben sich zugleich die Befürchtungen zerstreut, dass sich die Ereignisse aus dem Jahr 2002 wiederholen könnten. Damals hatten sich das Platzen der Blase am Neuen Markt sowie die Terroranschläge auf New York mit einem Jahr Verzögerung auch auf die Agrarbranche negativ ausgewirkt. Tatsächlich gelang es Agri Con 2009/10, die Ergebnisse aus den zwei vorangegangenen Boom-Jahren erneut zu toppen. Der Umsatz stieg nach Unternehmensangaben moderat von 6,00 auf 6,18 Millionen Euro. Zum Vergleich: Die deutschen Landtechnikhersteller mussten im selben Zeitraum ein Minus von bis zu 25 Prozent verbuchen.
Das Interesse der Landwirte am intelligenten Pflanzenbau bleibt demnach anhaltend hoch. Hohe Düngemittel- und Erzeugerpreise sind augenscheinlich nicht die einzigen Faktoren, die Landwirte dazu bewegen, in die Präzisionslandwirtschaft zu investieren. Vom Spitzenprodukt YARA N-Sensor zum Beispiel wurden laut Agri Con im Jahr der Krise 71 Stück in den deutschen Markt gebracht – so viele wie noch nie zuvor. Und obwohl die Landwirte die Option haben, den N-Sensor auch zu mieten oder zu finanzieren, dominiert nach wie vor der klassische Kauf.
Die Gründe für eine Investition in die Sensortechnik sind vielschichtig: Einerseits genießt Agri Con international bei Landwirten einen guten Ruf. Andererseits steht der YARA N-Sensor auch für ein Werkzeug, dessen positive Wirkung sich mehrfach bestätigt hat. Seit zwölf Jahren ist der YARA N-Sensor am Markt. Von weltweit fast 900 Systemen werden heute 468 allein in Deutschland eingesetzt. In vielen Betrieben herrscht zudem der Trend, sich einen zweiten oder dritten YARA N-Sensor anzuschaffen.
Ähnlich positiv verlief die Entwicklung in der GPS-gestützten Bodenbeprobung: Trotz zum Teil widrigen Wetterbedingungen und einem sehr späten Frühjahr gelang Agri Con im Bereich der Grunddüngung nach eigenen Angaben ein neuer Umsatzrekord. Der Umsatz von knapp 900 000 Euro bestätigt, so Agri Con, dass die variable Kalkung, Phosphor-, Kali- und Magnesiumdüngung Standard in Landwirtschaftsbetrieben wird. Die Vorteile liegen in stabilen Ernteerträgen auf hohem Niveau und in einem schonenden Umgang mit knappen Ressourcen. Ein weiterer Trend: Statt sich die nötige Technik selbst anzuschaffen, beauftragen immer mehr Betriebe spezialisierte Dienstleister mit der variablen Grunddüngung ihrer Ackerflächen. Agri Con hat auf die gestiegene Nachfrage reagiert und startet mit 15 Beprobungsteams in die Herbstsaison. Das entspricht einer Steigerung der Kapazität um 30 Prozent.
Im schwierigen Marktumfeld gut behauptet hat sich ebenso die GPS-Technik. Obwohl diese Sparte eng an die Entwicklungen auf dem Traktorenmarkt geknüpft ist, hat Agri Con die 2 Millionen Euro-Marke nach eigenen Angaben erneut geknackt. Im Jahr zuvor hatte die Sparte 2,5 Millionen Euro erwirtschaftet. Mit 400 000 € Umsatz stellt der Juli in diesem Jahr bisher den Rekordmonat im GPS-Bereich dar. Das Ergebnis stimmt positiv für das Geschäft nach der Ernte. Zudem befindet sich die deutsche Landtechnikindustrie nach eigener Aussage im Aufwind und rechnet im zweiten Halbjahr 2010 mit steigenden Umsätzen.
Pünktlich zu Beginn des neuen Geschäftsjahres hat das Unternehmen auch einen weiteren Abschnitt seines Erweiterungsbaus abgeschlossen. Die anhaltend hohe Nachfrage nach Precision Farming hatte 2008 einerseits eine Investition im Bereich Beratung und Ausbildung notwendig gemacht. Andererseits musste das Unternehmen auch dem starken Wachstum an Mitarbeitern räumlich Rechnung tragen. 2,2 Millionen € sind in den vergangenen zwei Jahren in die Umsetzung dieses Vorhabens geflossen. Ein bisher noch unerschlossener Bereich des Firmengebäudes – ein Vier-Seit-Hof – wurde als moderner Büroraum mit 30 Arbeitsplätzen hergerichtet. Zudem entstand als Neubau das Precision Farming Kompetenzzentrum – ein internationaler Dreh- und Angelpunkt in der Wissensvermittlung im High-Tech-Bereich des Pflanzenbaus. Seit Herbst kommen in Jahna regelmäßig Landwirte, Geschäftspartner, Entwicklungsingenieure und Vertreter aus Forschung und Lehre zusammen, um voneinander zu lernen und zu Gegenwart und Zukunft des intelligenten Pflanzenbaus zu diskutieren.
Seit 2008 ist die Zahl der Mitarbeiter in Deutschland nach Unternehmensangaben um 30 Prozent auf aktuell 42 gestiegen. Zuwächse gab es sowohl im Servicebereich, als auch bei der Forschung & Entwicklung. Aktuell sind 20 Prozent aller Mitarbeiter in sieben nationale und internationale Forschungsprojekte involviert. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Entwicklung neuer Sensortechnologien sowie der Verbesserung und Erweiterung bestehender Precision Farming Lösungen. Als Schnittstelle zwischen Landwirtschaft und Forschung & Entwicklung ist Agri Con dabei in ein dichtes Netz an internationalen Unternehmen eingebunden.
Veröffentlicht von: Magdalena Esterer, Klaus Esterer