Zu den Mitgliedern des CAB Concept Cluster zählen die Unternehmen AURORA, Bosch, Fritzmeier Systems, Grammer, Hella, HYDAC, MEKRA Lang, SAVVY Telematic Systems, S.M.A. Metalltechnik, die Designagentur Lumod, die Technische Universität (TU) Dresden, der Verband der Baubranche, Umwelt- und Maschinentechnik e.V. (VDBUM) und Max Bögl. Die Modellkabine Genius CAB wurde innerhalb von 18 Monaten entwickelt und umgesetzt.
Die Genius CAB besticht schon auf den ersten Blick durch ihr konsistentes Design, bei dem der Innenraum als Fortführung der äußeren Form ins Auge fällt und funktionale Elemente deutlich als Teil des Konzeptes erkennbar sind. Unter dem Grundgedanken des „Human Centered Design“ zeichnen Prof. Dr.-Ing. Jens Krzywinski von der TU Dresden und Wanja S. Steinmaier von der Designagentur LUMOD für das Gestaltungskonzept verantwortlich.
Die großen Fensterflächen der Genius CAB werden durch den nach vorn abfallenden Querholm getragen, der durch filigrane Kunststoffstreben mit den additiv angesetzten, modularen EXO-ROPS/FOPS-Elementen verbunden ist. Die Scheiben erinnern an einen Facettenschliff und sollen durch ihre spezifischen Winkel sowohl Spiegelungen als auch Verzerrungen verhindern. Fritzmeier erläutert, dass formgebende Lichtlinien, die sich kundenspezifisch anpassen lassen, den markenbildenden Charakter der Kabine unterstreichen. Die Hauptinnovation von Fritzmeier Systems besteht in der Entwicklung einer integrativen Strukturlösung in modularem Aufbau mit einer „Softcab“ aus verschweißten Aluminium-Spezial-Profilen, die zu einer Gewichtsreduzierung um 30 % führte und dem formfolgenden EXO-ROPS aus Stahl über der Kabine, der für die Gewichtsklassen von 10 bis 50 t variabel konfigurierbar ist. Die Kabine zeichnet sich laut Fritzmeier außerdem durch hohe Witterungsbeständigkeit aus. Zwei weitere Besonderheiten sind der ergonomische Türgriff und die elektrisch verfahrbare Sonnenblende.
Zentrale Idee der Genius CAB ist die Integration der Einzelkomponenten in die Kabine, was auch das Außendesign unter Beweis stellt. So sind die im toten Winkel der A-Pfosten montierten Protection-Rails nicht nur Teil des Überroll-Schutzkäfigs, sondern dienen ebenfalls als Handlauf, Kabelführung und Signature-Element durch die LED-Beleuchtung. Die Alu-Frontstrebe fungiert zusätzlich als Kühlkörper für die integrierten Matrix Beam Arbeitsscheinwerfer von Hella, die in der Lage sind, gezielt Teilbereiche von der Ausleuchtung auszunehmen, um Blendwirkungen zu vermeiden. So kann bei Frontladerarbeiten beispielsweise die gehobene Schaufel ausgeblendet und das Licht an ihr vorbeigeführt werden.
Für eine verbesserte Umfeld-Visualisierung wurden Ultraschallsensoren von Bosch im Außenbereich der Genius CAB integriert, die Gefahrensituationen durch die Darstellung relativer Lagen und umgebener Hindernisse detektieren und so die Sicherheit erhöhen. Die Kommunikation an den Fahrer erfolgt über das Bedienterminal und ein im Dachhimmel befindliches SzenarioLight von Hella. Von Bosch stammt übrigens auch der elektronisch gesteuerte Frontwischer.
Das erstmals in einer Kabine im Off-Highway-Bereich eingesetzte Spiegelersatz-Kamerasystem in Kombination mit der sichtfeldvariablen Rückfahrkamera von MEKRA Lang verbessert in der Genius CAB die Rundumsicht insbesondere bei Dunkelheit erheblich. Damit lassen sich auch schlecht einsehbare Bereiche am Heck der Maschine auf den im Innenraum angebrachten Spiegelersatzdisplays erkennen. Gleichzeitig kompensiert das neue Spiegelbild komplett die Maschinenschwingungen.
Mit Unterstützung von RAMSIS, einem 3D-Menschmodell in Form einer Software zur ergonomischen Analyse von CAD-Konstruktionen, haben die Verantwortlichen bei der Genius CAB optimale Verhältnisse für den Fahrer hinsichtlich Zutritt, Sicht, Erreichbarkeit aller Funktionen und Sitzposition geschaffen. Der neu designte Fahrersitz von Grammer verfügt über zahlreiche elektrisch einstellbare Komfort-Features mit Memory-Funktion, die an das CAN-Bus System des Fahrzeugs angebunden sind und zeichnet sich durch einen 3-Punkt-Gurt mit Höheneinstellung, Seitenkonturanpassung, Sitzklimatisierung, eine Massagefunktion sowie Ambiente Light in Form eines beleuchteten Logos und Leuchtkedern aus. Mit der elektronischen Multifunktionsarmlehne mit 12“-Multi-Touch-Display mit innovativer GUI-Architektur (Graphical User Interface) werden neben den Sitzeinstellungen auch die Fahrzeug- und Kabinenfunktionen eingestellt respektive bedient. Ein adaptives User Interface fasst die wichtigsten Parameter zusammen und soll so die Navigation vereinfachen. Auch die Klimatisierung von AURORA können die Maschinenführer bequem über das zentrale Touchscreen steuern. Das im Set neuartiger Luftausströmer sorgt in Verbindung mit einem seitlich platzierten Heiz-Klimagerät von AURORA, Kältemittelleitungen und einem integrierten „Inneren Wärmetauscher“ (IWT) der SMA Metalltechnik für individuellen, bedarfsgerechten Klima-Komfort.
Eine Neuheit der Genius CAB ist die CAN-Vernetzung aller Funktionen und Komponenten. Der zentrale Body-Computer von Bosch arbeitet an einer komplexen und modularen CAN-Matrix als Schaltzentrale für zahlreiche weitere CAN-fähige Komponenten und Funktionen und verarbeitet die eingehenden und ausgehenden Signale. Intelligente Cloud-Technologie von SAVVY Telematic Systems erfasst mittels RFID-Kennung die Arbeits- und Einsatzzeiten von Bediener und Gerät, registriert den Gerätestatus und protokolliert mögliche Schäden. So erfüllt zum Beispiel die szenenbasierte Lichtsteuerung zunehmend Komfortforderungen der Kunden und das aktive Zugangskontrollsystem von Hella und SAVVY Telematic Systems trägt der Forderung nach erhöhter (Ab-)Sicherung in allen Bereichen Rechnung. Je nach Schlüsselcodierung ist es möglich, den Funktionsumfang für den Bediener flexibel freizuschalten oder einzuschränken.
Um die Wartung der Genius CAB zu erleichtern, ist der Kabinenluftfilter von HYDAC mit einem RFID-Chip ausgestattet, zusätzlich werden Füllzustand und Lebensdauer der Filter permanent überwacht, um prophylaktisches Filterwechseln zu verhindern. Das Interieur wurde im Hinblick auf den Platzbedarf der Luftkanäle und die Zugänglichkeit der Filter optimiert.
Veröffentlicht von: Magdalena Esterer, Klaus Esterer