„Zur Nachhaltigkeit des Projekts tragen maßgeblich die Inputstoffe bei“, unterstreicht Dr. Kevin Monson, Vertriebsmanager bei Weltec UK. Über die Hälfte der 80.000 Tonnen Substrate sind Lebensmittelreste. „Hinzu kommen noch Rinder- und Hühnermist sowie Gras- und Grünroggensilage“ berichtet Monson. Nicht zuletzt wegen der konsequenten Reststoffverwertung hält die Geschäftsführerin des britischen Biogasverbandes ADBA, Charlotte Morton, Biomethanprojekte wie in Pontefract für ökologisch und ökonomisch wegweisend. Laut ADBA können durch anaerobe Vergärung von Lebensmittelabfällen zukünftig ein Drittel des Gas- oder Strombedarfs im Vereinigten Königreich gedeckt und 35.000 neue Arbeitsplätze geschaffen werden.
„Damit ein Großprojekt wie bei Lanes Farm Energy auch wirtschaftlich erfolgreich läuft, gehört aber jede Menge Erfahrung, individuelle Vorplanung und Technik dazu“, führt Carsten Hesselfeld, Vertriebsingenieur bei Weltec UK, aus. Auf diese Attribute legt auch Tel Sultan, der Geschäftsführer von Lanes Farm Energy, wert: „Wir haben mit zehn Anlagenbauern intensive Gespräche geführt. Letztendlich haben wir uns für Weltec wegen deren Expertise und Erfahrung entschieden.“
Aufgrund der Substratstruktur wurde sich bei der Fermenterbeschickung für zwei 110 und 200 Kubikmeter große Dosierer mit Schubleistensystem entschieden. Für die Zwischenlagerung der flüssigen Substrate installiert Weltec in Pontefract fünf Behälter, von denen zwei inklusive der Böden komplett aus Edelstahl bestehen. Die Vermischung des festen und flüssigen Inputmaterials geschieht in zwei MULTIMix-Einheiten. „Durch die Anmaischung und Zerkleinerung sind die Stoffe im Fermenter schneller für die Bakterien verfügbar und es muss weniger Energie zum Rühren aufgebracht werden“, erklärt Hesselfeld.
In vier Edelstahl-Fermentern mit einer Höhe von 8,80 Metern und jeweils 6.848 Kubikmeter – ein Fassungsvermögen, das über das durchschnittliche Maß hinausgeht – erfolgt schließlich die Gasproduktion. Um das Biogas zu hochwertigem Biomethan zu konditionieren, hat sich Weltec für eine Membranaufbereitung entschieden. In einem mehrstufigen Separationsprozess wird das Rohbiogas dort effizient und ohne Methanschlupf veredelt. Ab Dezember 2019 sollen so stündlich etwa 850 Normkubikmeter einspeisefähiges Biomethan entstehen.
Neben Biomethan entsteht aber auch Gärrest, der als hochwertiger Dünger verwendet wird. Dafür wird er zuvor hygienisiert und separiert. Der Nachhaltigkeitsgedanke findet sich auch in diesen Prozessschritten wieder. Denn die Hygienisierungseinheit ist mit einer Wärmerückgewinnung ausgestattet. Für die weitere Energiebereitstellung hat Weltec in Pontefract ein 500-Kilowatt Blockheizkraftwerk integriert. Mit der Netzeinspeisung der überschüssigen Wärme- und Strommengen aus dem BHKW wird der Betreiber weitere Einnahmen erzielen.
Biomethananlagen wie die von Lanes Farm Energy spielen, so Weltec, eine immer größer werdende Rolle im britischen Energiemix. Bei der Biomethanproduktion aus Reststoffen beträgt die CO2-Einsparung etwa 90% im Vergleich zu Kohle oder Öl. „Großbritannien muss seinen Energiemix neu ausbalancieren, um die Energiesicherheit nach dem Brexit zu erhöhen und um die CO2-Ziele des Pariser Abkommens zu erreichen. Nachhaltiges Biomethan aus organischen Abfällen ist ein wichtiges Stück dieses Energiepuzzles“, kommentiert Dr. Kevin Monson und fügt hinzu: „Durch die Bereitstellung von nachhaltiger, erneuerbarer Wärme und Transportbrennstoff aus Abfällen wird Biomethan sicherlich durch vorausschauende Regierungen weiter gefördert. Biomethananlagen sind der Inbegriff einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft Die Technologie hat sich bewährt und das Gasnetz ist ein fertiges Verteilernetz.“
Veröffentlicht von: Magdalena Esterer, Klaus Esterer