Die Landtechnik wird auch in den kommenden Jahren von der Landwirtschaft gefordert werden. Neun Milliarden Menschen müssen im Jahre 2050 ernährt werden. Die Verzehrgewohnheiten werden sich weiterhin ändern in Richtung höherem Fleischkonsum. So Werner Krummel in seinem Bericht zur Lage der Landtechnik anlässlich der Mitgliederversammlung des Landesverband Hessen der Landmaschinen Fachbetriebe.
Zur Energiegewinnung müsse für die Biogasanlagen immer mehr Biomasse zur Verfügung gestellt werden. Der Klimawandel werde die Situation auch weiter verschärfen. Die Agrarregionen Nord- und Mitteleuropa, zu welcher auch Deutschland gehört, werden nach Einschätzung des Landesverbandes Hessen der Landmaschinen Fachbetriebe zu den künftigen Gebieten gehören, die den wesentlichen Anteil der weltweit benötigten Biomasse produzieren kann und werden muss, das heißt, pro Flächeneinheit muss wieder versucht werden, die Produktion zu steigern und die zur Verfügung stehenden Flächen noch intensiver zu bewirtschaften. Gleichwohl müsse es dem Landwirt gelingen, diese Ziele zu erreichen, ohne dabei die Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung zu vernachlässigen.
Innovative Landtechnik müsse dazu einen wesentlichen Beitrag leisten. Schon heute sei die Landtechnik ein strategisches Element zur Steigerung der Effizienz bei gleichzeitiger Schonung der Ressourcen. In der Praxis sei die moderne Agrartechnik schon viel weiter als es die Gesetze verlangen, denn die bodenschonenden Fahrwerke oder satellitengeschützten Steuerungssysteme helfen, die Anzahl an Überfahrten über das Feld während der Wachstumsphase der Pflanzen zu verringern, da durch die angepasste Düngung weniger und genauere Ausbringung von Dünger gewährleistet wird. Dies ergebe gleichzeitig Einsparungen beim Kraftstoff sowie Dünge- und Pflanzenschutzmittel und senke dabei auch die Betriebsmittelkosten.
Das Jahr 2010 war, so der Landesverband Hessen der Landmaschinen Fachbetriebe, auf dem deutschen Traktorenmarkt besser als erwartet: Mit 28.587 Neuzulassungen ist dies ein Rückgang von nur 3 % im Vergleich zum Vorjahr. Durchschnittlich wurden in den Jahren 2006 bis 2010 29.350 Traktoren zugelassen, was ein hohes Zulassungsniveau in Deutschland untermauert, wenn man die durchschnittlichen Neuzulassungen aus den Jahren 2000 bis 2005 mit vergleicht und mit 23.570 Traktoren gegenüberstellt. Das erste Halbjahr 2010 hatte man noch mit stark rückläufigen Zulassungszahlen zu verkraften. Im zweiten Halbjahr setzte die Markterholung ein und konnte im IV. Quartal mit 39 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum vorausgesagt werden. Dies konnte durch die verbesserten landwirtschaftlichen Erzeugerpreise, vor allem Milch und Getreide, zurückgeführt werden.
Ein schwieriges Jahr hatten die Landmaschinenhersteller, so der Landesverband Hessen der Landmaschinen Fachbetriebe, bei den Verkäufen von Mähdreschern sowie Rundballen- und Großballenpressen: In dieser Produktgruppe wurde ein Rückgang bis Ende August 2010 von 23 % verzeichnet. Bei Mähdreschern schrumpfte der Markt um 27 % auf 1.457 Einheiten, worauf dies auf die schwierigen Bedingungen für die Getreide- und Rapsernte 2010 zurückzuführen ist. Bei den Großpackenpressen kam es zu einem Marktrückgang um 25 %, die Rundballenpressen konnten sich entgegen dem Trend mit 1.552 Einheiten fast auf Vorjahresniveau behaupten.
Überwältigend war laut Landesverband Hessen der Landmaschinen Fachbetriebe die Nachfrage nach Feldhäckslern: Es wurden zwischen November 2009 und Oktober 2010 so viele neue Maschinen verkauft, wie seit 1993 nicht mehr. Im Endverkauf wurden innerhalb der Saison 608 Maschinen verkauft und damit um ein Drittel mehr als im Jahr zuvor.
Interessant dabei zu sehen ist, dass die Bundesländer aus dem Osten im Vergleich zu den westlichen Bundesländern überproportional an Traktorenabsatz verloren haben. Hessen hatte nur einen Absatzrückgang von 3,2 Prozent auf 1.577 Traktoren und setzt seinen Absatzrückgang gleichmäßig fort. Schleswig-Holstein hatte mit minus 13,5 Prozent von den westlichen Bundesländern am meisten zu kämpfen. Trotz der Rückgänge im Handel und im Handwerk, wobei durch den sehr frühen Wintereinbruch 2010 die Werkstätten eine zufrieden stellende Werkstattauslastung hatten, sind die Fachbetriebe überzeugt, dass die Talsohle durchschritten ist und wieder steigende Umsätze zu erwarten sind. Dies wird aber natürlich auch wieder abhängig sein von den zukünftigen Milch- und Getreidepreisen. Für die neuen Herausforderungen an die Landtechnikbetriebe sind die Unternehmen gerüstet. „Ich bin davon überzeugt, dass wir es schaffen, die zukünftigen Herausforderungen anzunehmen“ so Werner Krummel.
Der Verband unterstützt nach eigenen Angaben die Mitgliedsbetiebe nach Kräften für ihren Zukunftsweg. Er biete nach wie vor gezielte Schulungs- und Informationsveranstaltungen sowie spezielle Seminare an, um den Mitgliedern Hilfestellung bei der Ausrichtung und Entwicklung ihrer Betriebe zu geben. Die Schulungs- und Informationsveranstaltungen seien im vergangenen Jahr wieder sehr gut angenommen worden.
In der anschließenden Vorstandwahl wurde Reiner Becker aus Niederwalgern zum neuen Vorsitzenden gewählt. Gerold Schreiner aus Steffenberg wurde zum Stellvertreter gewählt. Der langjährige Vorsitzende Werner Krummel ist Ehrenpräsident des Verbandes. Geschäftsführer Erich Reich vom VdAW gab schließlich den Jahresbericht 2010 ab.
Veröffentlicht von: Magdalena Esterer, Klaus Esterer