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Landtechnikindustrie hofft im Vorfeld der Agritechnica 2025 auf wieder anziehende Umsätze

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Die europäischen Landmaschinen- und Traktorenhersteller bewegen sich aktuell in einem schwierigen Marktumfeld. „Wir reisen in einer wirtschaftlich angespannten und politisch volatilen Lage nach Hannover. Allerdings hoffen wir mittelfristig auf wieder anziehende Umsätze“, sagt Dr. Tobias Ehrhard, Geschäftsführer des Branchenverbandes VDMA Landtechnik, auf der Vor-Pressekonferenz zur Landtechnikmesse Agritechnica. Die Industriemesse wird vom 9. bis 15. November 2025 in Hannover stattfinden.

Dr. Tobias Ehrhard, Geschäftsführer des VDMA Landtechnik.

„Die Auftragseingänge sind im ersten Halbjahr 2025 zwar in zahlreichen Produktsegmenten spürbar gestiegen, doch bleibt die Umsatzsituation nach wie vor unbefriedigend“, betont Ehrhard. Ein ähnliches Bild zeigt der branchenweite Geschäftsklimaindex, der auf einer monatlichen Befragung von Spitzenmanagern der europäischen Industrie beruht. „Ein Aufschwung wird schon seit längerem erwartet, so richtig einstellen will er sich momentan aber noch nicht“, erläutert Ehrhard die noch immer stagnierende Branchenentwicklung.

Im Rückblick auf das vergangene Geschäftshalbjahr sind noch die Ausläufer des bereits 2023 auf breiter Front einsetzenden Abschwungs sichtbar. Mussten die am Standort Deutschland produzierenden Hersteller 2024 noch einen Umsatzrückgang von 28 Prozent verbuchen, so ist dieses Minus von Januar bis Juni 2025 immerhin auf rund 10 Prozent abgeschmolzen. Betroffen vom Marktrückgang sind nahezu alle Produktsegmente.

Ordentlich entwickelt sich derzeit vor allem Technik, die entlang der Milchprozesskette eingesetzt wird: Melk-, Kühl- und Fütterungstechnik zeigte zuletzt eine überdurchschnittliche Performance am Markt. In den meisten anderen Segmenten stocken die Geschäfte nach wie vor. „Die Situation bleibt vielerorts herausfordernd, allerdings ist unsere Industrie strukturell und finanziell solide aufgestellt. Schließlich erzielte die Branche vor dem jüngsten Abschwung Rekordzuwächse. Da das Landtechnikgeschäft traditionell in Zyklen verläuft, kann die Industrie auch mit dieser Lage umgehen“, erläutert der Verbandsgeschäftsführer. Angesichts alternder Maschinenflotten erwarten die Landtechnikhersteller auf mittlere Sicht eine wieder steigende Nachfrage nach moderner Technik. „Wir vertrauen darauf, dass sich die Landtechnikmärkte früher oder später normalisieren“, betont Ehrhard. Sobald der Konjunkturmotor wieder richtig anspringe, sei ein solider Aufschwung wahrscheinlich.

Bis dahin bleibt insbesondere ein kaum berechenbarer Unsicherheitsfaktor: die Zollpolitik der US-Regierung. „Die Importzölle der amerikanischen Regierung sind für die europäischen Landmaschinen- und Traktorenhersteller eine große Belastung. Schließlich zählt unsere Industrie zu den Top-Exporteuren in die USA“, erläutert Ehrhard.
Die Trump-Regierung hatte im Juli nach Gesprächen mit der Europäischen Union einen Einfuhrzoll in Höhe von 15 Prozent auf Importwaren erlassen. Was die Sache weiter verschärft, ist ein am 18. August nachgeschobener, erhöhter Zollsatz für Stahl- und Aluminiumprodukte. Seither wird der Stahl- und Aluminiumanteil einer Maschine mit einem Zollsatz von 50 Prozent belegt. Konkret bedeutet dies, dass die bislang pauschale 15-Prozent-Regelung faktisch außer Kraft gesetzt ist. „Jetzt gilt, dass der Stahl- und Aluminiumanteil sämtlicher Maschinen erfasst und entsprechend verzollt werden muss. Bemessungsgrundlage ist der Einkaufspreis des Rohmaterials – ein riesiger Bürokratie- und Kostenfaktor, vor allem aber eine Wettbewerbsverzerrung ohnegleichen“, resümiert Tobias Ehrhard.

Hinzu kommt: Im Vergleich mit den übrigen Zweigen des Maschinen- und Anlagenbaus ist die Landtechnikindustrie von dieser Protektionsmaßnahme besonders stark betroffen. „Während der erhöhte Zollsatz im Maschinenbau im Durchschnitt 30 Prozent des EU-Exportvolumens betrifft, sind es in der Landtechnik durchschnittlich 70 Prozent“, erklärt Dr. Ehrhard. Handelspolitisch ist die Position des VDMA eindeutig: „Wir müssen so schnell es geht weg vom Protektionismus und hin zu offenen Märkten. Wo multilaterale Freihandelsabkommen nicht realisierbar sind, gilt es, bilaterale Abkommen zu schließen, so wie im Fall von Mercosur“, resümiert der Branchenexperte.

Die Landtechnikindustrie spielt eine Schlüsselrolle für Produktivität und Wachstum in der weltweiten Landwirtschaft. Auf mehr als 130 Märkten rund um den Globus sind Maschinen, Geräte und zugehörige Softwaresysteme „Made in Europe“ unterwegs. Doch Nahrungs- und Futtermittel von guter Qualität gehören angesichts der weiterwachsenden Weltbevölkerung immer noch nicht überall zum Standard. Die limitierenden Faktoren sind vielfältig: Wetter- und Klimaeinflüsse, aber auch Urbanisierung und geopolitische Entscheidungen beeinflussen den Anbau von Feldfrüchten in vielen Weltregionen. „Klar ist, wir müssen mit begrenzten und tendenziell geringeren Bodenressourcen umgehen lernen. Innovative, schlagkräftige und hochpräzise Technik ist dafür ein wesentlicher Enabler“, sagt Tobias Ehrhard. Als Forum moderner Landtechnik leistet die Agritechnica einen wichtigen Beitrag, um Innovationstrends in die globale Branchenöffentlichkeit zu tragen.

In Hannover werden im November Technologien im Fokus stehen, die Schlagkraft, Effizienz und Nachhaltigkeit miteinander verbinden. „Dazu gehören zahlreiche Neu- und Weiterentwicklungen in Sachen Mechanik und Hydraulik, die das anhaltende Innovationsvermögen des Engineerings auch im klassischen Maschinenbau verdeutlichen. Damit verknüpft sind Digitalisierungs-, Automatisierungs- und Autonomisierungslösungen, die darauf abheben, die Prozesseffizienz und -intelligenz nachhaltig zu steigern“, erläutert Ehrhard. Hochpräzise ackerbauliche Verfahren, die damit einhergehen, sorgen zugleich für Ressourcenschonung. „Dies ist ökonomisch wie ökologisch ein Gewinn – auch für den Anwender.“

CO2-Emissionen aus dem Betrieb von Landmaschinen und Traktoren zu minimieren, ist ein weiteres Handlungsziel der Landtechnikhersteller. „Klimafreundliche Alternativen zum Dieselkraftstoff stehen dafür ganz oben auf der Agenda. Denn für leistungsstarke Traktoren und Erntemaschinen bleibt der Verbrennungsmotor auf absehbare Zeit unverzichtbar“, sagt Ehrhard. Wer wirksame Anreize schaffen wolle, müsse synthetische oder biogene Kraftstoffe, wie beispielsweise HVO, im ackerbaulichen Maschineneinsatz attraktiv machen.

Für eine Branche, die unablässig innoviert, muss aber auch der Rahmen, müssen die Standortbedingungen attraktiv sein. Ganz unabhängig davon, in welchem Segment und mit welcher Technologie. „Die Landtechnikindustrie kann nur dann erfolgreich Neuheiten am Markt etablieren, wenn entsprechende wirtschaftspolitische Voraussetzungen gegeben sind. Langfristige Investitionsanreize bilden dafür eine wichtige Basis: Das beginnt bei steuerlichen Anreizen in Form von förderlichen Abschreibungsmöglichkeiten und reicht bis hin zu Maßnahmen, die den Fachkräftemangel bekämpfen. Zugleich brauchen wir adäquate Rahmenbedingungen für die Landwirte. Nur so wird auch das Agribusiness von morgen zum Erfolgsmodell“, resümiert Dr. Ehrhard.

Quelle: VDMA e.V. (www.vdma.org)

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