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DLG-PraxisMonitor: Überblick über den Stand der zurzeit in der Praxis verwendeten Gülletechnik

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Artikel eingestellt am:
14.6.2017, 18:27

Quelle:
DLG e.V.
www.dlg.org

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Im Vergleich zum reinen Ausbringen von Mineraldüngern hat die Nutzung von organischen Wirtschaftsdüngern im Ackerbau zunächst den Vorteil geringerer Düngerkosten. Veredelungsbetriebe, aber auch kommunale und private Entsorger sowie Betreiber von Biogasanlagen stehen regelmäßig vor dem Problem, dass sie anfallendes organisches Material nicht oder nicht in ausreichender Menge auf eigenen Flächen ausbringen können. Gerade die Konzentration der Tierhaltung in bestimmten Regionen Deutschlands kann dazu führen, dass es ein lokales Überangebot an Gülle geben kann. Da Angebot und Nachfrage bekanntermaßen den Preis regeln, können im Ackerbau nötige Nährstoffe in Einzelfällen durch den (teilweisen) Wechsel von Mineral- auf organische Wirtschaftsdünger sehr günstig eingekauft werden.

Doch keine Medaille ohne Kehrseite: Gerade bei flüssigen, organischen Wirtschaftsdüngern wie Gülle oder Gärresten kennt man zwar die ausgebrachte Menge, jedoch nicht die ausgebrachten Inhaltsstoffe. Diese variieren selbst innerhalb desselben Lagerbehälters oft stark und alle Bemühungen, die Behälterinhalte, zum Beispiel durch Aufrühren zu homogenisieren, sind eine echte Herausforderung. Hinzu kommt, dass eine Analyse mit oft mehreren Tagen Bearbeitungszeit noch zu zeitaufwendig und auch zu teuer ist. Außerdem schwanken auch hier die Ergebnisse innerhalb und zwischen den Laboren oft stark. Flächendeckende Abhilfe könnten die Nah-Infrarot-Sensoren (NIRS) schaffen, die kontinuierlich während der Betankung des Güllefasses oder während der Ausbringung die Nährstoffinhalte messen und ggf. die Ausbringmenge pro Hektar an die Inhaltsstoffe anpassen. Sobald diese Sensoren genau genug kalibriert sind und vor allem der Gesetzgeber die Werte aus dem Echtzeit-Messsystem auch für die Betriebsdokumentation anerkennt, steht Experten zufolge ein Paradigmenwechsel in der Ausbringung von Wirtschaftsdüngern an – weg von m³/ha und hin zu kg N/ha.

Der vorliegende DLG-PraxisMonitor gibt einen Überblick über den Stand der zurzeit in der Praxis verwendeten Gülletechnik. Insbesondere vor dem Hintergrund der Novellierung der Düngeverordnung, mit der weitere Verschärfungen der gesetzlichen Regelungen kommen werden, ist diese Umfrage von besonderem Interesse, da sich bei einer Wiederholung der Befragung nach einiger Zeit möglicherweise Verschiebungen in den technischen Lösungen ergeben. Die Online-Befragung wurde im März und April 2017 unter führenden Praktikern durchgeführt.

Am DLG-PraxisMonitor Gülletechnik haben insgesamt 117 Betriebe teilgenommen. Sie bewirtschaften im Schnitt 218 ha landwirtschaftliche Nutzfläche, die durchschnittliche Schlaggröße beträgt 5,84 ha, und im Mittel müssen rund 5,5 km vom Hof respektive Güllelager zum Feld gefahren werden. In Sachen Traktorausstattung zeigt der Trend nach oben: Die Motorleistung des Traktors am Güllefass bzw. des Ausbringfahrzeugs liegt bei durchschnittlich 188,7 PS. Mit im Mittel 3,54 Arbeitskräften inklusive Betriebsleiter (AK) war die mittlere Anzahl der Arbeitskräfte auf den Betrieben relativ hoch. Definitiv keine kleine Zahl ergab sich bei der pro Jahr ausgebrachten Menge an flüssigen Wirtschaftsdüngern. Insgesamt 642.968 m³ stehen hier zu Buche. Mit 53 % der ausgebrachten Menge hatten Gärreste den größten Anteil am ausgebrachten Volumen, während sich Rinder- und Schweinegülle in etwa die Waage hielten. Drei Viertel der Betriebe bringen ausschließlich betriebseigene Gülle aus, während rund 7,5 % der Befragten als reine Ackerbaubetriebe ausschließlich zugekaufte flüssige Wirtschaftsdünger nutzen. Die verkaufenden Betriebe liegen dabei durchschnittlich 8,3 km, im Maximum bis zu 40 km entfernt. 9,6 % der Befragten gaben an, dass sie zum Kauf respektive Verkauf von Gülle eine Nährstoffbörse nutzen. Die Güllekette besteht im Mittel aus 1,9 AK, 1,1 Verteilfahrzeugen und 0,92 Transportfahrzeugen mit 10 m³ und erreicht eine Leistungsfähigkeit von durchschnittlich 44 m³ pro Stunde.

Mit Mais, Weizen und Gerste sowie Grünland und Ackergras bzw. Raps waren letztlich die bekannten Marktfrüchte und Futterflächen auch die typischen Feldfrüchte, bei denen Gülledüngung zum Einsatz kam. Auf Weizen werden dabei insgesamt rund 29,7 m³ Gülle pro Hektar ausgebracht, mit minimalen Einzelgaben von 12,5 m³/ha und maximalen Einzelgaben von 24,2 m³/ha. Der typische Zeitpunkt der Ausbringung in Weizen ist mit großem Abstand der Vegetationsbeginn im Frühjahr (74 % der Befragten, Mehrfachnennungen möglich). Nach-Ernte-Düngung vor Zwischenfrüchten findet mit 43 % nur rund halb so häufig statt wie die Frühjahrsdüngung. Rund 30 % der Befragten gaben an, auch zum Beginn des Schossens nochmals mit Gülle zu düngen.

Im Grünland hingegen wird das ganze Jahr hinweg Gülle ausgebracht. Ein Landwirt hat im Zusatzfeld die Strategie vieler treffend dargestellt: „Im Frühjahr zum Vegetationsbeginn und dann nach jedem Schnitt – bis zu sechs Gaben im Jahr“, wobei die Zahlen im Jahresverlauf geringfügig zurückgehen.

Bei der Ausbringung setzen zwei Drittel der Befragten auf Eigenmechanisierung. 15 % der Befragten hingegen setzen auf Komplettservice durch einen Lohnunternehmer. Etwa 8 % bzw. 10 % haben Teile der Gülleausbringung an Dienstleister vergeben und lassen die Gülle ausbringen respektive transportieren. Rund 16 % der Befragten geben an, selbst als Gülledienstleister für andere Betriebe tätig zu sein. Eine Homogenisierung und eine Analyse der Inhaltsstoffe führen jeweils drei Viertel der Betriebe vor dem Ausbringen durch.

Die bei den Umfrageteilnehmern verwendeten Güllefässer hatten einen durchschnittlichen Behälterinhalt von 15,3 m³, wobei 13,1 % der Befragten über Güllefässer mit einem Volumen von weniger als 10 m³ und 17,1 % über Behältergrößen von 20 m³ und größer verfügten. Die Markenwelt unter den Betrieben, die an der Umfrage teilgenommen haben, ist sehr bunt, wobei Zunhammer mit einem Anteil von 17 % am häufigsten genannt wurde. Die Gespanne bewegen sich, von wenigen Ausnahmen abgesehen, innerhalb der für den Straßenverkehr zulässigen Gesamtmasse. Die DLG hofft, dass die einzelnen Gespanne mit einer Masse von jenseits der 50 t oder gar 60 t erst auf dem Feld befüllt werden – aus der Umfrage war dies leider nicht nachvollziehbar. Mit 60,2 % stellen Fässer mit zwei Achsen den größten Anteil, gefolgt von ein- und dreiachsigen Anhängern (19,4 % bzw. 13,3 %). Rund ein Fünftel der Technik wurde gebraucht angeschafft. Insgesamt 17,6 % der Güllefässer waren mit Isobus-Steuerung ausgestattet, allerdings setzen mit einem Anteil von 6,7 % nur wenige, große Landwirte auf eine GPS-basierte Gülleapplikation.

Auf Grünland wird bei der Gülleausbringung im Mittel rund 7 km/h und maximal 17 km/h gefahren, auf Ackerland reduziert sich die mittlere Geschwindigkeit auf 6 km/h (Maximum 15 km/h). Bei den Verteilern bestimmen Schleppschlauchverteiler (31,9 %), Schleppschuhverteiler (25,7 %) und Prallteller mit Abstrahlung nach unten (24,8 %) das Bild der Praxis. Schlitzgeräte und Injektionsverteiler sind aber im Kommen und erreichen zusammen inzwischen 20,8 %. Dies wird auch bei der Einarbeitung bestätigt, denn 20,5 % der Befragten geben an, direkt bei der Ausbringung einzuarbeiten, während rund 41 % der Befragten parallel zur Ausbringung mit einem zweiten Gespann einarbeiten. Rund ein Drittel wechselt nach einer gewissen Zeit auf ein zweites Gespann zum Einarbeiten, während nur in Ausnahmefällen der Traktor vom Güllefass zur Einarbeitung abgekoppelt wird.

Insbesondere die Kriterien Quer- und Längsverteilung, d. h. die Genauigkeit der Gülleapplikation, waren den befragten Landwirten besonders wichtig. Dies zeigte sich vor allem darin, dass die Genauigkeit in der Quer- und Längsverteilung sowohl in der Ebene als auch in Hanglagen in der Wichtigkeit als Kriterium bei der Kaufentscheidung sogar noch vor dem Anschaffungspreis, der technischen Ausstattung und dem Liefertermin rangiert. Gleichzeitig geben jeweils rund 85 % an, mit der Quer- und Längsverteilung ihrer aktuellen Technik in der Ebene zufrieden oder sehr zufrieden zu sein. Am Hang ändert sich das Bild, denn hier fallen die Zufriedenheitswerte mit dann nur noch 52,3 % bei der Querverteilung bzw. 57,5 % bei der Längsverteilung doch merklich schlechter aus. Rund ein Drittel wünscht sich weniger Wartungsaufwand respektive besser zugängliche Wartungsstellen.

Für die Zukunft sehen insbesondere die Landwirte von kleineren Betrieben, die an der Umfrage teilgenommen haben, das Thema Eigenmechanisierung bei der Gülletechnik kritisch. Ein Teilnehmer fasste zusammen: „Für kleinere Betriebe ist eine Investition in neue Gülletechnik viel zu teuer. Wenn die aktuellen Maschinen kaputt gehen, werden wir auf einen Lohnunternehmer umsteigen.“ Entsprechende Angaben waren zum Ende der Umfrage gleich in größerer Anzahl vorhanden. Emissionsarme Ausbringtechnik, möglichst noch mit direkter Einarbeitung ist teuer und bedarf leistungsfähiger Traktoren, die auf kleineren Betrieben offensichtlich nicht vorhanden sind. Neben den zeitlichen Vorteilen lohnt sich diese Technik aber auch an anderer Stelle: Gleich mehrere Landwirte gaben an, dass sie, seitdem sie mit Injektoren respektive Schlitzgeräten arbeiten, deutlich weniger Konflikte mit Anwohnern oder Spaziergängern auszuhalten haben, wenngleich die in den Medien hochgeputschte Nitratdiskussion in Einzelfällen doch zu Streitgesprächen führte.

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